212 Umweltschützer wurden 2019 weltweit getötet, fast ein Drittel in Kolumbien

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Cover des Global-Witness Jahresberichts 2019
Cover des Global-Witness Jahresberichts 2019

London. Im Jahr 2019 sind mindestens 212 Umweltschützer getötet worden, die gegen die Folgen des Bergbaus, agroindustrieller Projekte oder gegen die Abholzung kämpften. Kolumbien liegt dabei mit 64 an der Spitze. In nahezu allen Fällen herrsche Straflosigkeit. Dies geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Jahresbericht der internationalen Menschenrechts- und Umweltschutzorganisation Global Witness hervor.

Mehr als die Hälfte der Getöteten stammte aus vom Bergbau betroffenen Gemeinden in Lateinamerika.

"In einer Zeit, in der wir den Planeten mehr denn je vor zerstörerischen und CO2-emittierenden Industrien schützen müssen, sind die Tötungen von Umwelt- und Landverteidigern so zahlreich wie noch nie", seit sie im Jahr 2012 mit der Zählung begonnen habe, so die britische Nichtregierungsorganisation. Im Jahr 2018 waren es 164.

Die Hälfte dieser Morde geschah demnach in nur zwei Ländern: Kolumbien (64) und Philippinen (43). Dort sehen sich Vertreter indigener Völker ‒ 40 Prozent der 2019 getöteten Aktivisten ‒ "unverhältnismäßig hohen Risiken von Repressalien" ausgesetzt, weil sie "ihr angestammtes Land verteidigen".

Global Witness hebt weiter hervor, dass 33 Aktivisten, die gegen die durch Bergbau und landwirtschaftliche Großprojekte verursachte Entwaldung kämpften, im Amazonasgebiet getötet wurden, die meisten von ihnen in Brasilien.

Der industriell betriebene Holzeinschlag war der Sektor mit dem weltweit höchsten Anstieg der Tötungsdelikte seit 2018, mit 85 Ṕrozent mehr registrierten Angriffen auf Umwelt-und Landschützer, die sich der Abholzung entgegenstellen.

Die Zahlen für 2019 legen auch offen, dass etwa zehn Prozent der Getöteten Frauen waren. Aktivistinnen seien zudem spezifischen Bedrohungen ausgesetzt, darunter auch Verleumdungskampagnen, die sich oft auf ihr Privatleben konzentrierten und explizit sexistische oder sexuelle Inhalte haben. Sexuelle Gewalt werde auch als Taktik eingesetzt, um sie zum Schweigen zu bringen. Darüber werde kaum berichtet, krititisert die NGO.

Im Durchschnitt seien seit der Verabschiedung des Pariser Klimaabkommens im Dezember 2015 jede Woche vier Umwelt-und Landverteidiger getötet worden. "Unzählige weitere werden durch gewaltsame Angriffe, Verhaftungen, Morddrohungen oder Klagen zum Schweigen gebracht", heißt es in der Pressemitteilung zum Jahresbericht.

"Die Agrar- sowie die Öl-, Gas- und Bergbauindustrie waren durchweg die größten Triebkräfte für Angriffe gegen Land- und Umweltschützer – und sie sind auch die Industrien, die uns durch Entwaldung und zunehmende Kohlenstoffemissionen weiter in den unkontrollierbaren Klimawandel treiben", erklärt Rachel Cox von Global Witness.