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UNO fordert mehr internationale Unterstützung für indigene Völker

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Circa 190 indigene Völker in den neun Anrainerstaaten des Amazonas-Gebiets sind von der Pandemie betroffen
Circa 190 indigene Völker in den neun Anrainerstaaten des Amazonas-Gebiets sind von der Pandemie betroffen

Bogotá et al. In einer gemeinsamen Erklärung haben die lokalen Vertretungen der Vereinten Nationen in Kolumbien, Brasilien und Peru zur internationalen Solidarität mit den indigenen Gemeinden des Amazonas-Gebiets aufgerufen. Im Zuge der Covid-19-Pandemie fordern sie bessere Konzepte zu deren Schutz sowie mehr finanzielle Unterstützung von der internationalen Gemeinschaft.

Zuvor hatten verschiedene nationale indigene Organisationen die Vernachlässigung durch die jeweiligen Zentralregierungen angeprangert. Infektions- und Sterberaten liegen bei den indigenen Völkern weit über dem nationalen Durchschnitt.

Von schätzungsweise 170.000 isoliert lebenden Indigenen in der Region haben sich nach offiziellen Angaben bis Ende Juli 28.000 mit SARS-CoV-2 infiziert. Über 1.100 sind mit oder an dem Virus verstorben. Sprecher der Gemeinschaften warnen vor einem drohenden Genozid durch Vernachlässigung.

Neben den gesundheitlichen Risiken selbst bringe die Krankheit auch "harte sozio-ökonomische Konsequenzen" mit sich, warnt das Schreiben der UNO. Die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln und anderen essenziellen Gütern sei gefährdet.

Die nationale Organisation der indigenen Völker Kolumbiens, ONIC, fordert ein vorübergehendes staatliches Grundeinkommen für all diejenigen, die während der Pandemie ihre Einkünfte verloren haben und nun zuhause bleiben müssen. Nur so könne eine weitere Verbreitung des Virus verhindert werden.

In Peru droht den autochthonen Gemeinschaften ein weiteres Problem: Im Zuge der Reaktivierung der Wirtschaft setzt die Regierung hier auf ein schnelles Anlaufen des Rohstoffsektors. Lourdes Huanca, Präsidentin der indigenen Frauenorganisation Fenmucarinap, kommentiert dieses Vorgehen so: "Der Premierminister [Pedro Cateriano] stellt dieser Tage die Vertrauensfrage im Kongress, aber er vergisst, dass es ohne das Vertrauen der indigenen Völker und der Frauen, das heißt ohne soziale Legitimität, keine echte Demokratie geben kann."