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Corona-Pandemie: US-Denkfabrik propagiert Katastrophenszenario für Venezuela

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"Venezuela: Pandemie und ausländische Intervention in einem zusammenbrechenden Narco-Staat", titelt die CSIS-Studie
"Venezuela: Pandemie und ausländische Intervention in einem zusammenbrechenden Narco-Staat", titelt die CSIS-Studie

New York. Als "neuestes Produkt kranker Gehirne" hat Venezuelas Botschafter bei den Vereinten Nationen, Samuel Moncada, eine Studie der US-amerikanischen Denkfabrik Zentrum für internationale und strategische Studien (Center for Strategic and International Studies, CSIS) bezeichnet. Darin wird ein Szenario militärischer Intervention in Venezuela durch Kolumbien und Brasilien und die weitere Destabilisierung des Landes im Zuge der Corona-Pandemie durchgespielt.

US-Präsident Donald Trump und "seinen Schergen" warf Moncada vor, "die Pandemie zusammen mit der wirtschaftlichen Erstickung als Vernichtungswaffe einzusetzen". Entsprechend nutze das CSIS die Corona-Krise als Vorwand für eine Militärintervention.

Die am 3. August publizierte Studie mit dem Titel "Pandemie und ausländische Intervention in einem zusammenbrechenden Narco-Staat", geht von einer massiven Ausbreitung des Virus in Venezuela aus. Dies wäre über die bereits existierende Wirtschaftskrise hinaus “katastrophal für das Land“ und hätte "destabilisierende Auswirkungen" auf die Nachbarländer. Venezuela befinde sich bereits jetzt "in einem vollständigen wirtschaftlichen Zusammenbruch". Die anhaltende Schließung der Grenzen für Menschen und Handelsgüter könne zu einer Hungersnot führen, was wiederum Millionen in die Flucht treibe, heißt es in dem Dokument.

Die Länder, "die vom Zustrom venezolanischer Pandemie-Flüchtlinge betroffen wären", würden dann "verzweifelt" um die Hilfe etwa der USA und der Europäischen Union bitten. Wenn die internationale Politik jedoch eine "multilaterale humanitäre Militärintervention" ausschließe, könnten Venezuelas Nachbarn "gezwungen sein, die Sache aus Gründen der nationalen Selbsterhaltung selbst in die Hand zu nehmen".

Es gebe für Venezuela keine politischen Lösungen oder andere Mechanismen, "um seinen wirtschaftlichen, politischen, Gesundheits- und Sicherheitskrisen zu entkommen", und das Land sei im Begriff, "in Gewalt und Chaos zu versinken", so das CSIS. Die  grassierende Pandemie, die auch führende Politiker getroffen habe, könnte nun zudem ausschlaggebend sein, um "die verbleibende Disziplin des Militärs und anderer Sicherheitskräfte zu zersetzen".

Venezuela sei heute "weniger ein Land, als vielmehr ein Flickenteppich aus kriminellen Einflussgebieten", die mit Präsident Nicolás Maduro verbündet seien, "weil die Inkompetenz des Regimes ihren Interessen entspricht", so der Verfasser Evan Ellis.

Das wahrscheinliche Ergebnis der Entwicklung sei "kein Regimewechsel, sondern eine weitere Fragmentierung sowie die Ausbreitung von Chaos und krimineller Gewalt im ganzen Land", folgert die Studie.

Das CSIS zeichnet hier ein ganz ähnliches Szenario für Venezuela, wie die US-Politik es seit Jahren im Nahen und Mittleren Osten verfolgt: Im Versuch, die Kontrolle über ein Land und eine Region wiederzugewinnen, werden Staaten gezielt destabilisiert und zerstört. Kann kein "Regime Change" erreicht werden, wird das Land dauerhaft ins Chaos gestürzt und jede produktive Entwicklung verhindert.

Die 1962 gegründete Denkfabrik erstellt Studien und Analysen zu politischen und ökonomischen Fragen mit Blick auf die US-Außenpolitik. Präsident ist seit 2000 der frühere stellvertretende US-Verteidigungsminister John Hamre. Im Aufsichtsrat sitzen u.a. Bankiers, Unternehmensvertreter, Angehörige des Verteidigungsministeriums und ehemalige Regierungsangehörige, darunter etwa Henry Kissinger, dem zahlreiche Kriegsverbrechen vorgeworfen werden.