Guyana / Politik

Nach über drei Monaten: Nachzählung ergibt Sieg der Opposition bei Wahlen in Guyana

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Nach Abschluss der Nachzählung sollte klar sein, dass Irfaan Ali der zukünftige Präsident von Guyana wird
Nach Abschluss der Nachzählung sollte klar sein, dass Irfaan Ali der zukünftige Präsident von Guyana wird

Georgetown. Über drei Monate nach den Regional- und Parlamentswahlen ist die Nachzählung abgeschlossen und die oppositionelle Progressive Volkspartei (People's Progressive Party, PPP) unter der Führung von Irfaan Ali daraus mit 33 von 65 Parlamentssitzen als Sieger hervorgegangen. Die bisherige Regierungskoalition APNU/AFC von Präsident David Granger kam auf 31 Sitze. Die Oberste Wahlkommission des Landes, Gecom, hat jedoch noch bis zum kommenden Samstag Zeit, die Ergebnisse offiziell zu bestätigen. Da die Nachzählung einen Vorsprung von etwa 15.500 Stimmen für die PPP ergeben hat, sollte Ali der kommende Präsident von Guyana werden.

Die Nachzählung war notwendig geworden, nachdem im Wahlbezirk "Block vier" unmittelbar nach der Wahl Unregelmäßigkeiten und eine verfrühte Bekanntgabe von Ergebnissen festgestellt worden waren. Die Opposition sieht ihre Befürchtung nun bestätigt, dass die APNU/AFC eine Wahlniederlage durch Manipulation noch zu verhindern versucht habe. Die Regierungskoalition um Präsident Granger spricht allerdings noch immer von Betrug durch die Opposition. So sollen Personen auf Wahllisten aufgetaucht sein, die sich gar nicht im Land befunden hätten oder die bereits verstorben sind. Auch wenn Granger zugesagt hatte, die Ergebnisse der Nachzählung akzeptieren zu wollen, scheinen er und seine Koalition ebendies nun doch nicht zu tun. Die PPP äußerte bereits ihre Erwartung, wonach die APNU/AFC weitere rechtliche Schritte gegen die Ergebnisse einleiten wird.

Das karibische Staatenbündnis Caricom hatte, unterstützt von der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) und der US-amerikanischen Wirtschaftskammer (AmCham), die Nachzählung eng begleitet. Die Botschafter und diplomatischen Vertreter der USA, Kanadas, Großbritanniens und der EU lobten den Ablauf des Nachzählprozesses und riefen alle Seiten dazu auf, dessen Ergebnisse zu akzeptieren. Der US-Abgeordnete Sanford D. Bishop Jr. brachte derweil in das Repräsentantenhaus eine Resolution mit der Forderung der Akzeptierung der Ergebnisse der Nachzählung ein.

Guyana steht vor wichtigen Zeiten, nachdem in den vergangenen Jahren große Erdöl- und Erdgasfunde gemacht wurden, die ein großes wirtschaftliches Wachstum versprechen. Namentlich der US-Konzern Exxon Mobil hat mit der bisherigen Regierung Verträge zur Förderung abgeschlossen. 13,6 Milliarden Barrel Erdöl und 32 Billionen Kubikfuß Erdgas könnten in den kommenden Jahren vor allem vor der Küste Guyanas, aber auch in der Grenzregion zu Venezuela, der sogenannten Esequibo-Region, gefördert werden.

Die Verträge waren eines der zentralen Themen im Wahlkampf. Die Opposition hatte bereits mehrfach eine Neuverhandlung der Verträge gefordert, die ihrer Meinung nach zuungunsten Guyanas abgeschlossen wurden.