Argentinien / Soziales

Argentinien legalisiert Anbau und Abgabe von Cannabis für medizinische Zwecke

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Argentinien erlaubt nun den medizinischen Gebrauch von Cannabis
Argentinien erlaubt nun den medizinischen Gebrauch von Cannabis

Buenos Aires. Argentiniens Regierung hat die Legalisierung des Cannabis-Anbaus für den medizinischen Gebrauch sowie den Verkauf von Cannabis-Ölen in Apotheken beschlossen. Ein entsprechendes Dekret wurde am vergangenen Donnerstag im Amtsblatt der Republik veröffentlicht.

Bereits im Jahr 2017 hatte das Parlament ein Gesetz verabschiedet, das die Abgabe von Cannabis-Produkten zu medizinischen Zwecken unter bestimmten Auflagen ermöglichte. Diese hätten jedoch für einen Teil der Bevölkerung eine zu große Schranke für den "geeigneten Zugang" bedeutet, heißt es in dem neuen Erlass. Viele seien deshalb auf den unkontrollierten und bislang illegalen Selbstanbau ausgewichen.

Hier will die neue Regelung Abhilfe schaffen: Wer für den medizinischen oder therapeutischen Eigengebrauch Cannabis anpflanzen will, muss sich demnach künftig in einem staatlichen Register (Registro del Programa de Cannabis, Reprocann) eintragen und erhält eine entsprechende Genehmigung.

Auch die wissenschaftliche Forschung zu therapeutischen Einsatzmöglichkeiten der Pflanze soll ermöglicht und gefördert werden. Der Staat wird zudem selber eine gewisse öffentlich kontrollierte Produktion aufbauen, um die Versorgung und eine Qualitätskontrolle sicherzustellen. Die Aufsicht obliegt dem Gesundheitsministerium.

Die Regierung erhofft sich von der neuen Regelung auch eine bessere Kontrolle über die Auswirkungen des Cannabis-Konsums. "Erfahrungen auf internationaler Ebene zeigen, dass in einem Rahmen von Sicherheit und Qualität und mit medizinischer Begleitung der potentielle Schaden, den der Konsum von Cannabis in einem unkontrollierten Markt hervorrufen kann, reduziert wird", lautet die Erwartung.

Argentinien folgt dem Beispiel einer Reihe von Ländern in Lateinamerika, die in den vergangenen Jahren den ehemals sehr restriktiven Umgang mit Cannabis gelockert haben. 2013 ging Uruguay mit einer weitgehenden Legalisierung von Anbau und Konsum bei gleichzeitiger Regulierung voran. Ecuador, Mexiko, Peru und Puerto Rico haben inzwischen die therapeutische Verwendung der Pflanze zugelassen, während Kolumbien, Chile und Paraguay auch den Anbau für den Eigengebrauch erlauben bzw. entkriminalisiert haben.

Heute wird Cannabis in der Anlage IV des Einheitsabkommens über die Betäubungsmittel der Vereinten Nationen noch immer unter den gefährlichsten Drogen geführt, in einer Kategorie etwa mit Heroin. Nach einer Überprüfung Ende 2018 kam eine wissenschaftliche Arbeitsgruppe der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum Schluss, dass diese Einstufung nicht gerechtfertigt sei. Die WHO empfiehlt deshalb aktuell die Entfernung von Cannabis aus besagter Liste und die Anerkennung des medizinischen Nutzens der Pflanze.