Mexiko: Erstmals Militär im Fall Ayotzinapa festgenommen

21171750464_00fddd6b05_c.jpg

Erstmals wurde ein Soldat im Fall der 43 Verschwundenen von Ayotzinapa verhaftet
Erstmals wurde ein Soldat im Fall der 43 Verschwundenen von Ayotzinapa verhaftet

Mexiko-Stadt. Ein mexikanisches Bundesgericht hat am Donnerstag entschieden, dass der Offizier José Martínez Crespo im Gefängnis bleiben muss, nachdem er in der vergangenen Woche im Zusammenhang mit dem Fall der 43 verschwundenen Lehramtsstudenten von Ayotzinapa verhaftet worden war. Crespo soll demnach in engem Kontakt mit dem organisierten Verbrechen gestanden haben und an Tötung und dem Verschwindenlassen der 43 Studenten beteiligt gewesen sein. Mit der Festnahme von Crespo wurde im Fall Ayotzinapa erstmals eine dem Militär zugehörige Person verhaftet. Aktuell befindet sich der Soldat im Gefängnis des "Campo Militar 1-A" in Mexiko-Stadt.

Der auch als "Capitán Crespo" bekannte Offizier war einer der befehlsgebenden Personen der Gruppe von Militärs des 27. Infanteriebataillons, die in jener Nacht in Iguala, als die Lehramtsstudenten verschleppt wurden, vor Ort waren und ihren Dienst ableisteten.

Identifiziert und mit der kriminellen Gruppierung "Guerreros Unidos" in Verbindung gebracht wurde Crespo durch Sidronio Casarrubias, der selbst dieser verbrecherischen Organisation angehört. Unter anderem gab seine Zeugenaussage Anlass dazu, dem Offizier eine zentrale Rolle beim gewaltsamen Verschwinden der Jugendlichen zuzuschreiben.

Aufgrund seiner Militärzugehörigkeit müsste Crespo im Rahmen der militärischen Gerichtsbarkeit der Prozess gemacht werden. Allerdings sind auch Menschenrechtsverletzungen Bestandteil der Anschuldigungen. Daher besteht die Möglichkeit, dass die Behandlung des Falls im Rahmen der Zivilgerichtsbarkeit erfolgt.

Mexikanische Menschenrechtsorganisationen, wie CentroProdh, werteten die erstmalige Verhaftung eines Militärs als wichtiges Vorankommen in der Aufklärung der Geschehnisse um die 43 Verschwundenen und im Schaffen von Gerechtigkeit.

Die Familienangehörigen der Jugendlichen, die nach wie vor mit der bestehenden Ungewissheit um deren Verbleib zu kämpfen haben, begrüßten die Fortschritte. Die Verwicklung des 27. Infanteriebataillons und somit auch Crespos in das Verschwinden der Lehramtsstudenten läge auf der Hand. Daran schloss sich die Forderung gegenüber dem Verteidigungsministerium an, von jeglichen Vertuschungsversuchen abzusehen und die weiteren Ermittlungen nicht zu behindern.

Das Verbrechen liegt nun bereits über sechs Jahre zurück. In der Nacht vom 26. auf den 27. September 2014 verschleppte die örtliche Polizei 43 Jugendliche in Iguala, Guerrero. Es kamen sechs Personen zu Tode. Im vergangenen September, zum Jahrestag des Verbrechens, wurde seitens des amtierenden mexikanischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador verkündet, dass im Zuge der neuen Ermittlungsrichtungen zahlreiche Haftbefehle gegen Soldaten und Polizisten erlassen würden, die in den Fall Ayotzinapa involviert seien. Demnach soll gegen mindestens drei Soldaten ein Strafverfahren eingeleitet werden, die in Verbindung mit dem Kartell "Guerreros Unidos" stünden.