Straßenkünstler von Polizist erschossen: Massive Proteste in Chile

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Screenshot aus einem Video, auf dem die Schüsse eines Polizisten auf einen Straßenkünstler zu sehen sind
Screenshot aus einem Video, auf dem die Schüsse eines Polizisten auf einen Straßenkünstler zu sehen sind

Santiago. Nachdem der Jongleur Francisco Martinez am Freitag bei einer sogenannten vorbeugenden Personenkontrolle in Panguipulli von einem Polizisten erschossen worden ist, kam es im Anschluss zu heftigen Protestaktionen. Dabei wurden in der Nacht Barrikaden errichtet und ein Brandanschlag auf das Rathaus verübt, das dadurch vollständig zerstört wurde. Eine aufgebrachte Menge war auch bis vor das Polizeirevier der Kleinstadt gezogen.

Panguipulli ist eine Kleinstadt mit etwa 35.000 Einwohnern rund 80 Kilometer im Osten der Stadt Valdivia. Als sich dort am Freitagabend ein jugendlicher Künstler bei einer Polizeikontrolle weigerte, sich auszuweisen, soll er sich laut Berichten zunächst den Polizisten mit seinen Jongleurmessern genähert haben. Ein Polizist schoss dem jungen Mann daraufhin in Beine und Brust, wie auf einem Video zu sehen ist. Der der Tat beschuldigte Polizist soll darauf bestehen, aus Notwehr gehandelt zu haben. Augenzeugen äußerten, es habe sich um offensichtlich stumpfe Messer gehandelt.

Eine zufällig anwesende Krankenschwester berichtete der Zeitung El Ciudadano, dass sich die Polizisten in ihrem Streifenwagen vom Tatort entfernt hätten. Als schließlich ein Krankenwagen eintraf, konnte das Rettungspersonal nur noch den Tod des jungen Mannes feststellen.

Schon unmittelbar nach dem Zwischenfall kam es zu spontanen Protesten. Politiker der Opposition äußerten sich kritisch über die sozialen Medien. So schrieb der Abgeordnete Daniel Nuñez auf Twitter: "Vollkommen ungerechtfertigte Gewaltanwendung. Das ist kriminell."

Am Samstag war der Vorfall ein Hauptthema in der morgendlichen Berichterstattung. Die Regierung schickt den Unterstaatsekretär im Innenministerium, Juan Francisco Galli, in die Stadt, um die Ermittlungen zu unterstützen. Präsident Sebastián Piñera berief eine Notfallbesprechung ein.

Die Mordkommission ermittelt nun gegen den Polizeiunteroffizier Juan González Iturra. Der zuständige Staatsanwalt verhängte Ingewahrsamnahme bis Montag, um die ersten Ermittlungen abzuschließen und eine mögliche Anklage zu erheben.