Brasilia. In Kooperation mit weiteren Kollektiven und Vereinigungen hat die Landlosenbewegung in Brasilien (Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra, MST) eine international ausgerichtete Bildungskooperative mit feministischen Kursen gegründet. Das Projekt vernetzt verschiedene soziale Bewegungen und fördert den Austausch unter Frauen auf der ganzen Welt.
Unter Beteiligung von Grassroots Global Justice, Grassroots International, Indigenous Environmental Network und Marcha Mundial das Mulheres ist ein bildungspolitisches Netzwerk entstanden, das Workshops, Diskussionen und Seminare zu gesellschaftskritischen Themen anbietet. Die "Internationale Schule der feministischen Organisation Berta Cáceres" (Escola Internacional de Organização Feminista Berta Cáceres) hat es sich zum Ziel gesetzt, mit ihrem Programm den weltweiten Austausch unter Feministinnen zu fördern, Systeme der Repression zu dekonstruieren und die feministische Ökonomie voranzubringen. Den Namen erhielt das Projekt im Gedenken an die 2016 ermordete honduranische Menschenrechts- und Umweltsaktivistin Berta Cáceres.
Aktuell sind acht Arbeitsgruppen, bestehend aus Mitgliedern der Gründerorganisationen, an dem Aufbau des Netzwerks beteiligt. Kern des Bildungsangebots ist, die Zusammenhänge zwischen Kapitalismus und Patriarchat herauszuarbeiten. Als Alternative bietet die feministische Ökonomie das Potenzial, Strategien des Widerstandes zu entwickeln und in Workshops weitere Themen aus dieser Perspektive zu betrachten: Körper und Sexualität, Umwelt und Naturschutz, Staat und Demokratie.
Sandra Morán koordiniert das Projekt und verweist auf seine interaktive Ausrichtung: "Das Netzwerk wird nicht nur ein Ort sein, um sich über diese Themen zu informieren. Es bietet Raum, um zu lernen, um zu verstehen, aber auch, um die feministische Ökonomie als unseren politischen Vorschlag der Bewegung voranzutreiben. Dies ist zu unserem Grundsatz geworden."
Noch bis Februar 2020 war geplant, gelegentlich kompakte Seminare und Fortbildungen im Präsenzformat durchzuführen, doch mit Beginn der Corona-Pandemie haben sich die Organisatorinnen kurzerhand für die Umsetzung des Pilotprojekts in virtueller Form entschieden. Im Oktober wurde es schließlich in einem zweitägigen Seminar mit insgesamt 75 Teilnehmerinnern der vier Gründungsbewegungen und weiterer verbündeter Vereinigungen aus verschiedenen lateinamerikanischen Ländern erstmalig durchgeführt.
Die Bilanz des Testlaufs war sowohl auf der Seite der Organisatorinnen als auch auf der Seite der Teilnehmerinnen positiv. Morán hob dabei das Potential des wechselseitigen, internationalen Erfahrungsaustauschs hervor: "Für uns war es großartig, weil wir uns zusammengehörig fühlten, obwohl wir in verschiedenen Ländern waren."
Für 2021 wird bereits ein insgesamt dreimonatiges Programm geplant, um einen intensiven Austausch von einer Vielzahl von Themen zu ermöglichen.