Peru: Angriffe gegen indigene Sozialaktive in Amazonas nehmen zu

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Ortez Baitug, Vorsitzender von Odecofroc, prangert in Lima Verfolgung gegen die indigenen Gemeinden an
Ortez Baitug, Vorsitzender von Odecofroc, prangert in Lima Verfolgung gegen die indigenen Gemeinden an

Lima. Seit Beginn der Corona-Pandemie hat sich die Repression gegen indigene Aktivist:innen im peruanischen Amazonasgebiet weiter verschärft. So berichtet die Organisation für Entwicklung der an den Cenepa-Fluss angrenzenden Gemeinden (Odecofroc) von einem Angriff auf eine von ihr betriebene kommunitäre Radiostation. Unbekannte sind dort eingedrungen und haben technisches Equipment zerstört.

Davor gab es zwei Angriffe gegen das Haus und Grundstück des Vorsitzenden von Odecofroc, Ortez Baitug, sowie gegen das Grundstück einer Mitarbeiterin eines Entwicklungsprojektes von Odecofroc und der peruanischen Organisation CooperAcción. Im Februar sind die zwei indigenen Anführer Herasmo García Grau und Yenser Ríos ermordet worden. Sie setzten sich gegen den Ausverkauf und die Ausbeutung ihrer Gebiete zur Wehr.

Die Angriffe stehen in Zusammenhang mit Konflikten um das Land der indigenen Gemeinden. An dessen Nutzung haben sowohl Agrar- und Bergbauindustrie als auch der organisierte Drogenhandel ein großes Interesse. Hinzu kommt, dass die Gemeinden häufig keine formalen Landtitel besitzen.

Diese Konfliktkonstellation ist keineswegs neu. Nach Angaben der Ombudsstelle sind zwei Drittel aller sozialen Konflikte im Land sozio-ökologischer Natur. Die Expansion von Agrar- und Bergbauunternehmen sowie des Drogenhandels gehe dabei stets einher mit Gewalt, Drohungen und Morden an Umwelt- und Menschenrechtsaktivist:innen, heißt es in einem Bericht der internationalen Nichtregierungsorganisation "Forest People Programms".

Zugleich herrsche ein politisches und juristisches Klima der Straflosigkeit. Der Staat vergebe Konzessionen und weise multinationalen Unternehmen Ländereien zu, auf denen indigene Gemeinden ohne Titel lebten. Gleichzeitig vernachlässige er den Schutz von nicht zugewiesenen Ländereien der Indigenen und versage beim Schutz der Gemeinden vor Gewalt und Repression.

Während der Pandemie verschärfen sich diese Konflikte. Einerseits finden weiterhin extraktivistische Tätigkeiten statt, was das Infektionsrisiko für die indigenen Gemeinden erhöht. Andererseits kam es infolge des Lockdowns zu einer Ausweitung des illegalen Bergbaus, der Abholzung sowie des Drogenhandels. Damit geht eine Zunahme der Drohungen und Angriffe auf die Gemeinden einher.