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Kuba in der Pandemie: Impfstoffe und Medizintechnik aus eigener Produktion

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Beatmungsgeräte "made in Cuba": eines von vielen medizintechnischen Produkten, die im Inselstaat entwickelt wurden
Beatmungsgeräte "made in Cuba": eines von vielen medizintechnischen Produkten, die im Inselstaat entwickelt wurden

Havanna. In Kuba geht die Entwicklung von Impfstoffen, Medikamenten und Geräten zur Eindämmung des Coronavirus erfolgreich weiter. Die staatliche Unternehmensgruppe BioCubaFarma teilte mit, dass die erste Woche der klinischen Tests mit dem Impfstoff Soberana 02 "zufriedenstellend und in strikter Übereinstimmung mit dem etablierten Protokoll und den besten klinischen Praktiken" abgeschlossen werden konnte. Auch bei der Medizintechnik gibt es Neuerungen im Karibikstaat.

Soberana 02 ist der erste Impfstoffkandidat aus Lateinamerika, der das Phase-III-Stadium erreicht hat, also einer randomisierten, placebokontrollierten Untersuchungsreihe unterzogen wird. Dessen Name "Souveränität" bringt, wie die Nachrichtenagentur Reuters beschreibt, den nationalen Stolz auf seine relative Selbstständigkeit in Bereichen wie dem Gesundheitswesen trotz des jahrzehntelangen US-Handelsembargos zum Ausdruck. Die Studie soll im Juli abgeschlossen und die ersten Ergebnisse sollen im August veröffentlicht werden.

Reuters schreibt weiter, der sozialistische Inselstaat könne auf eine lange Erfahrung mit der Entwicklung und dem Export von Impfstoffen zurückblicken. Kuba hat demnach in der Pandemie in allen Bereichen auf technologische Souveränität gesetzt und hat nun zwölf Monate später fünf Impfstoffkandidaten gegen SARS-CoV-2 sowie zahlreiche medizinische Geräte sowie Ausrüstungen entwickelt und hergestellt, um dessen Virulenz zu reduzieren. Zugleich erlebt die Gesellschaft den schlimmsten Ausbruch des Coronavirus seit Beginn der Pandemie, nachdem Kuba Ende letzten Jahres seine Grenzen geöffnet hat, um den um 95 Prozent geschrumpften Tourismussektor wieder vorsichtig zu öffnen.

Seit Mitte März waren in den acht an der Soberana 02-Studie beteiligten Gemeinden Havannas 40 Impfzentren in Betrieb, und diese Anzahl wird in der nächsten Zeit noch erhöht werden. Der Verteidigungsrat der Provinz Havanna berichtete, dass an jedem Tag fast alle vorgesehenen Freiwilligen geimpft wurden, was nur dank der Arbeit der Hausarzt- und Krankenschwesternbüros der Gemeinden möglich gewesen sei.

Unterdessen geht die Forschungsarbeit unvermindert intensiv weiter. So gab die kubanische Aufsichtsbehörde am Donnerstag grünes Licht für den Start weiterer Versuchsreihen für das Medikament Abdala, das wie Soberana 02 auf das Spike-Protein des neuartigen Coronavirus abzielt.

Größtmögliche Souveränität für einen solch lebenswichtigen Bereich wie Gesundheit sei für Kuba aufgrund der US-Blockade sowie der neoliberalen Weltmarktbedingungen besonders wichtig, betont Präsident Miguel Díaz-Canel Bermúdez. Das äußere sich auch in den sehr intensiv gewordenen Kooperationen zwischen wissenschaftlichen Institutionen, Unternehmen und Universitäten.

Beim jüngsten wöchentlichen Treffen des Präsidenten mit seinem Covid-19-Expertengremium wurden zahlreiche medizinische Geräte und Ausrüstungen der nationalen Industrie zur Bekämpfung der Krankheit vorgestellt. Die Liste solcher in Kuba entwickelten und produzierten Produkte ist lang und das Spektrum sehr breit. Dazu gehören Watteteststäbchen, Transportmittel für das Virus zu Laboren, Diagnostiker zur magnetischen RNA-Entnahme mit Nanotechnologie, ein Gerät zur Entnahme und gleichzeitigen Reinigung von 96 PCR Proben, das invasive Notfallbeatmungsgerät Pcuvente sowie weitere Typen von Beatmungsgeräten. Auch der Prototyp eines Thorax-Impedanztomographen, der es ermöglicht, kontinuierlich die Lungenfunktion des Patienten am Krankenbett aufzuzeigen, und verschiedene Typen von Monitoren, Pulsoximetern, Infusionspumpen, Defibrillatoren, digitalen Blutdruckmess- und Anästhesiegeräten stammen aus heimischer Produktion.

Arlem Fernández Sigler, Direktor von Combiomed, einem kubanischen Unternehmen für digitale Medizintechnik, meinte dazu: "Das ist beeindruckend, wenn man sieht, was dies alles außerhalb des Landes kostet."