Nach Drohungen muss Pestizid-Forscherin Brasilien verlassen

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Die Pestizid-Forscherin Bombardi wird iins Exil gezwungen.
Die Pestizid-Forscherin Bombardi wird iins Exil gezwungen.

Brasília. Larissa Mies Bombardi, Professorin der Abteilung für Geographie der Universidade de São Paulo, wird nach eigenen Angaben verfolgt und ins Exil gezwungen.

In einem Brief an die Kolleg:innen ihrer Fakultät berichtet Bombardi, die zum Pestizideinsatz in Brasilien forscht, dass sie seit der Veröffentlichung ihres Atlas "Geographie des Pestizideinsatzes in Brasilien und Verbindungen mit der Europäischen Union" im Jahr 2017 unter Druck gesetzt und eingeschüchtert wird.

Ihre Forschungsergebnisse hatten dazu geführt, dass Skandinaviens größtes Netzwerk für Bioprodukte den Kauf von Lebensmitteln aus Brasilien aussetzte und damit die wirtschaftlichen Interessen des Agrobusiness tangierte.

Seit dem Amtsantritt von Präsident Jair Bolsonaro hat die Regierung weit über 800 neue Pestizide zugelassen ‒ viele davon hoch toxisch (amerika21 berichtete).

Bombardi hat nun um eine vorübergehende Beurlaubung aus Brasilien ersucht. Die Wissenschaftlerin hat dem Intenetportal O Partisano zufolge zahlreiche Belege für Bedrohungen, von Polizeiberichten bis hin zu einschüchternden Briefen und Artikeln.

Während ihrer Feldforschung wurde ihr angeraten, ihre geplanten Routen und Aktivitäten zu ändern, um Angriffe zu vermeiden. Aufgrund von Drohungen beendete sie ihre Teilnahme an einer akademischen Veranstaltung in Chapecó im Bundesstaat Santa Catarina. Aus Sicherheitsgründen musste sie ihre Tagesabläufe ändern und mit ihren Kindern an wechselnden Orten wohnen.

Dies geschieht im Kontext einer zunehmenden Verfolgung von Intellektuellen und Akademiker:innen, wie im Fall des Rektors der Bundesuniversität von Santa Catarina, Luiz Carlos Cancellier, der sich das Leben nahm, verfolgt von Polizeichefin Érika Marena, der ehemaligen Koordinatorin der Operation Lava Jato. Oder im jüngsten Fall des ehemaligen Dekans der Bundesuniversität von Pelotas, Pedro Halal, der verklagt wurde, weil er Bolsonaro in einem Live-Kanal an der Universität kritisiert hatte.

Im Februar schickte das Bildungsministerium ein offizielles Schreiben an die Koordinatoren der föderalen Hochschulen, mit dem politische Meinungsäußerungen untersagt wurden. Dies stieß auf breite Kritik und wurde in Medien weithin angeprangert, worauf die Regierung die Anweisung wieder zurückzog.