Peru / Politik

Überraschung bei den Wahlen in Peru: Linkskandidat gewinnt erste Runde

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Der linke Außenseiterkandidat Pedro Castillo liegt laut Prognosen im ersten Wahlgang vorne
Der linke Außenseiterkandidat Pedro Castillo liegt laut Prognosen im ersten Wahlgang vorne

Lima. Pedro Castillo (Freies Peru, PL) liegt in den Prognosen zu den Präsidentschaftswahlen in Peru auf Platz eins. Gefolgt wird der Linke von den Rechtskandidat:innen Keiko Fujimori und Hernando de Soto – beide liegen laut Hochrechnungen gleichauf. Schon jetzt ist klar: Endgültig wird die Wahl in einem zweiten Wahlgang am 6. Juni entschieden werden.

Sichtlich überrascht wirkte der Grundschullehrer Castillo am Sonntagabend in seiner Wahlzentrale im Anden-Departamento Cajamarca. "Das Volk ist weise, das Volk versteht", kommentierte der 51-Jährige den Wahlgang. Castillo erreicht 16,1 Prozent der Stimmen.

Auf Platz zwei liegt Keiko Fujimori (Volkskraft, FP). In einer Twitter-Botschaft zeigt sich die Präsidententochter zufrieden: "Ich bin sehr froh darüber, dass mir das peruanische Volk erneut die Möglichkeit gegeben hat, in den zweiten Wahlgang einzuziehen." 2016 unterlag Fujimori nur knapp ihrem Kontrahenten Pedro Pablo Kuzcynski.

Doch auch Hernando de Soto (Voran mit dem Land/Avanza País), der laut Prognosen genau wie Fujimori 11,9 Prozent erreicht, könnte noch den Sprung in die Stichwahl schaffen. "Egal wie das genaue Ergebnis aussehen wird, es ist ein Resultat, das wir akzeptieren werden, und wir hoffen, dass es dafür reicht, in die zweite Wahlrunde voranzuschreiten," sagte de Soto am Sonntag.

Yonhy Lescano von der Mitte-rechts-Partei Volksaktion (AP) erreicht mit 11,0 Prozent Platz vier, dicht gefolgt vom Ultrarechten Rafael López Aliaga (Volkserneuerung, RP) mit 10,5 Prozentpunkten. Die linksprogressive Kandidatin Verónika Mendoza (Gemeinsam für Peru, JP) landete auf Platz sechs mit lediglich 8,8 Prozent. Der Kandidat der Regierungspartei Lila Partei, Julio Guzmán, erreichte 3,0 Prozent.

Der Kongress bleibt weiterhin fragmentiert: Trotz Fünf-Prozent-Hürde könnten gemäß Hochrechnungen elf Parteien ins Parlament einziehen. Stärkste Fraktion ist erneut die AP. PL wird der Einzug ins Parlament ebenfalls gelingen. Beide erreichen knapp elf Prozent. Auch die Rechtsparteien FP, RP und Avanza País kommen auf jeweils fast zehn Prozentpunkte. Als einzige Linkspartei neben PL wird JP im Parlament vertreten sein. Die Partei hinter Verónika Mendoza kommt auf 7,7 Prozent.

Ein potentieller Präsident Castillo hätte demnach mit einer rechtsdominierten Legislative zu kämpfen. Eine parlamentarische Amtsenthebung, wie gegen Ex-Präsident Martín Vizcarra im November vergangenen Jahres, wäre so erneut eine mögliche Drohkulisse.

Nichtsdestotrotz kündigte Castillo bereits jetzt an, innerhalb der ersten sechs Monate seiner möglichen Amtszeit eine Verfassunggebende Versammlung einzuberufen.

Der Wahltag selbst lief weitgehend ruhig ab. Trotz umfangreicher Vorbereitungen bildeten sich vor den Wahllokalen lange Schlangen. Viele Menschen, die als Wahlhelfer:innen zugeteilt waren, blieben aus Angst vor Ansteckung ihrem Dienst fern. So musste vielerorts improvisiert werden.