Kolumbien durch eine weitere Welle politischer Gewalt erschüttert

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Auch im vierten Jahr nach dem Friedensabkommen hält die Gewalt in Kolumbien weiter an
Auch im vierten Jahr nach dem Friedensabkommen hält die Gewalt in Kolumbien weiter an

Bogotá. Drei Massaker innerhalb nur einer Woche halten Kolumbien in Atem. Vergangene Woche kam es zu drei tödlichen Angriffen in verschiedenen Regionen des Landes. Nach Angaben von Indepaz zählen diese zu den 176 Massakern, die während der Regierungszeit von Präsident Iván Duque verübt wurden.

Am Sonntag kam es zu zwei Überfällen in der ländlichen Gegend der Gemeinde Sonsón im Departamento Antioquia und in der Gemeinde Andes. Bei dem Angriff in Antioquia wurden Yulieth Diaz (26), Julian Vanegas (23) und Michel Daiana Sanchez (13) getötet. In der Gemeinde Andes wurden fünf Menschen auf einer Kaffeefarm ermordet. Arley Darío Morales, Alexander Sucerquia und Gilberto Arnoldo Higuita Sucerquia sind die bisher bekannten Namen der Opfer.

Die Behörden dieser Gemeinden machen kriminelle Banden und paramilitärische Gruppen, die sich das Gebiet streitig machen, für die Verbrechen verantwortlich. Laut Indepaz sind die sogenannten "Autodefensas Gaitanistas de Colombia" und "La Oficina" in den Gebieten präsent. Nach ihren Angaben stehen beide Massaker im Zusammenhang mit einem Streit um illegale Geschäfte zwischen den organisierten bewaffneten Gruppen.

Drei Tage zuvor wurden mehr als 30 Personen verwundet, nachdem Kokabauern auf Indigene schossen, die versuchten, die illegale Ernte in Caldono, Cauca, zu vernichten. Die indigene Gemeinde wurde auf dem Gebiet des Schutzgebiets Laguna Siberia von bewaffneten Männern angegriffen, während Gemeindemitglieder gemeinsam mit Angehörigen der indigenen Garde ihr Gemeindegebiet kontrollierten. Sprecher:innen des Schutzgebiets berichteten, dass die Angreifer wahllos zu schießen begannen, als sie sich weigerten dem Befehl, umzukehren, Folge zu leisten.

Unter den Verletzten befinden sich traditionelle Autoritäten, indigene Wächter und Gemeindemitglieder, ein Mann musste aufgrund der Schwere seiner Verletzungen in ein Krankenhaus in Cali gebracht werden.

Dieser Angriff trug sich zu, nachdem dort am Vortag die indigene Anführerin Sandra Liliana Peña ermordet worden war. Das Ereignis, zusammen mit den vielfältigen Aggressionen, die die indigene Bevölkerung in Kolumbien erleidet, war die Grundlage für einen offenen Brief an die nationale und internationale Öffentlichkeit, den die nationale Indigenenorganisation ONIC vergangene Woche veröffentlichte.

In diesem Brief beklagt sie den Tod Peñas. Sie ist eine der mehr als 44 Führungspersönlichkeiten und Autoritäten, die allein in diesem Jahr in Kolumbien ermordet wurden.

Die ONIC verortet die alleinige Verantwortung beim kolumbianischen Staat, der unfähig sei, ihre Leben und den Frieden in ihren eigenen Territorien zu schützen, und ist der Meinung, dass es eine echte Krise bei der Umsetzung des Friedensabkommens gibt, die an der Anzahl von Todesfällen, Massakern und Enteignungen bewiesen werden kann und gleichzeitig das Überleben der indigenen Völker bedrohen.