Kuba / Wirtschaft

Zentrum für Freie Software in Kuba entwickelt eigenes Betriebssystem

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Freie Software, entwickelt an der Universität für Informatik in Kuba
Freie Software, entwickelt an der Universität für Informatik in Kuba

Havanna. Die Universität für Informatikwissenschaften (UCI) in Kuba entwickelt mit NovaDroid ein eigenes Betriebssystem für mobile Geräte. Dies berichtete die Zeitung Granma. NovaDroid konzentriert sich bei der Anwendung zunächst auf das erste im Land entwickelte und produzierte Mobiltelefon.

Im Bereich der Informatik hat Kuba einen hohen wissenschaftlichen Standard erreicht, der schon lange nicht zuletzt wegen der US-Blockade in den Universitäten des Landes gefördert wurde.

Die Direktorin des Zentrums für Freie Software der UCI, Yurisbel Vega Ortiz, betonte, dass das Nova-Projekt für die Souveränität, die Unabhängigkeit und die technologische Sicherheit des Landes bedeutsam sei. Die Bemühungen erstreckten sich auf Allianzen der kubanischen Elektronikindustrie, die Kommerzialisierung von Migrationsdiensten, und würden mit dem Konzept der Verbindung von Ausbildung und Produktion nachhaltig angelegt.

Die unmittelbarsten Herausforderungen des Zentrums betreffen die Umstellung eines breiten Sektors von Organisationen und Körperschaften auf freie Software, so Vega Ortiz.

Die Direktorin erklärte, dass die Anfänge von NovaDroid auf das Jahr 2013 zurückgehen, als der Boom von Smartphones im Land begann. Eine Gruppe von UCI-Studenten widmete sich damals der Entwicklung eines Betriebssystems, das als Basis für die Migration zu offenen Standards in den Institutionen des Landes dienen sollte.

Damit geht das Ziel des Projekts über die Anwendung auf mobilen Geräten hinaus. Nova soll auf der Mehrzahl der Geräte ausgeführt werden können. Es soll in der breiten Palette von Computerausrüstungen, die in kubanischen Institutionen existieren, anwendbar werden. Die Ausrüstung reiche von sehr modernen Computern bis hin zu älteren mit mehr als einem Jahrzehnt der Nutzung.

Jede Version von NovaDroid werde in drei Varianten entwickelt, die den Einsatz in Medium- und High-End-Computern sowie in älteren Geräten und Umgebungen und Diensten wie etwa Web- und Mailserver berücksichtigen.

Das kubanische Industrieunternehmen für Informatik, Kommunikation und Elektronik (Gedeme) berichtete kürzlich über den Eintritt in die Endphase der Entwicklung eines Prototyps eines Mobiltelefons mit einer für kubanische Verhältnisse konzipierten Architektur und mit von nationalen Institutionen entwickelten Software und Systemen.

Den Informationen zufolge werden in der Pilotphase 6.000 Einheiten des kubanischen Mobiltelefons noch nicht mit einem eigenen Betriebssystem vermarktet. In einer zweiten Phase werde erwartet, dass das Mobiltelefon NovaDroid nutzen kann.

Als Ergebnis der Allianz mit Gedeme werde die UCI das Betriebssystem für Computer, Laptops, Tablets und Handys, die im Land produziert werden, liefern.

Die mobile Datennutzung in Kuba nahm für private Nutzer seit Ende 2018 sprunghaft zu. Nachdem ein Unterwasserkabel von Venezuela nach Kuba gelegt worden war, konnte Kuba auch die Kosten für private Nutzer von mobilen Daten nach und nach signifikant senken und gewann dadurch mehr Unabhängigkeit von teuren und für die US-Blockade anfällige Satellitenverbindungen.