Polizeiübergriff auf widerständige Gemeinde in Guatemala

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Die Polizei setzte Schusswaffen gegen die widerständige Bevölkerung ein (Screenshot)
Die Polizei setzte Schusswaffen gegen die widerständige Bevölkerung ein (Screenshot)

Quetzaltenango/Jalapa. Am Mittwochmorgen kam es in der Gemeinde El Carmarón im Departamento Jalapa im Osten Guatemals zu einem Übergriff der Polizei, dabei wurden drei Personen verletzt. Hintergrund des Übergriffs ist der Konflikt um die Vergesellschaftung der Stromversorgung.

Die Einwohner der Gemeinde El Carmarón, von denen viele in der Landarbeiterorganisation Codeca (Komitee für bäuerliche Entwicklung) organisiert sind, weigern sich zusammen mit vielen anderen Mitgliedern der Organisation, die nach eigenen Angaben landesweit rund 400.000 Mitglieder hat, kollektiv ihre Stromrechungen zu bezahlen. Codeca begreift dies als praktischen Schritt des Widerstands gegen die Privatisierung der Stromversorgung und die gerade im ländlichen Raum überhöhten Preise.

In einer Pressemitteilung von Codeca am Donnerstag heißt es zu den Vorfällen am Vortag: "Am gestrigen 30. Juni um 10 Uhr kamen Mitarbeiter des transnationalen Unternehmens Energuate in die Gemeinde El Camarón, San Luis Jilotepeque Jalapa, eskortiert von 30 vollbesetzen Polizeifahrzeugen, um die Stromversorgung zu kappen, mit dem Ziel die gesamte Bevölkerung ohne Strom zu lassen. [...] Nachdem die Gemeinde im Widerstand der Polizei den Zugang zur Gemeinde verwehrte, griff die Polizei mit Schusswaffen die Personen an, drei Personen erlitten gravierende Verletzungen." Tatsächlich sind auf einem in sozialen Netzwerken verbeiteten Video kurz nach dem Vorfall unter einer Menschenmenge in der Gemeinde drei verletzte Personen zu sehen, zwei erlitten augenscheinlich schwerere Verletzungen.

Radio Victoria veröffentlichte am selben Tag ein Video, auf dem zahlreiche Polizeifahrzeuge der Policía Nacional Civil aus verschiedenen Departamentos in der Nähe der Gemeinde zu sehen sind und gekappte Strommasten. In dem Bericht wird der Übergriff beschrieben, von dem allerdings keine direkten Aufnahmen zu sehen sind. Ein Sprecher erwähnt außerdem, das in zahlreichen anderen Departamentos, unter anderem in drei an der Südküste, Energuate eine ähnliche Praxis betreibe. Auch dort sei es zu Stromkappungen und Polizeiübergriffen gekommen.

Leiria Vay, Mitglied der nationalen Leitung von Codeca, sieht darin eine Strategie des Energiekonzerns und der Regierung gegen den Widerstand ihrer Organisation. "Eine relativ neue Strategie ist, innerhalb unserer Gemeinden Konflikte zu schüren. Beispielsweise wird der Strom abgestellt und dann behauptet, das passiere wegen der Mitglieder von Codeca, die hier wohnen", so Vay gegenüber amerika21.

Sie berichtete weiter von Übergriffen gegen ihre Mitglieder. Auf Versammlungen tauchten bewaffnete Personen auf, schossen in die Luft und griffen Menschen tätlich an. Auch werden Personen alleine auf ihrem Weg von Unbekannten angegriffen. 20 Mitglieder der Organisation wurden in den letzten Jahren ermordet.