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Peru: Präsident kündigt weitreichende Agrarreform an

Reform sieht Schaffung eines Kabinetts für ländliche und landwirtschaftliche Entwicklung vor. Schutz von Wasser und Förderung von Genossenschaften im Fokus

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Präsident Pedro Castillo bei der Ankündigung einer neuen Agrarreform für Peru
Präsident Pedro Castillo bei der Ankündigung einer neuen Agrarreform für Peru

Cusco. Der peruanische Präsident Pedro Castillo hat in einer Rede in der Inka-Stätte Sacsayhuamán in Cusco eine umfassende Agrarreform angekündigt. Kern sind fünf Maßnahmen zur Industrialisierung, Förderung und Umstrukturierung der Landwirtschaft. Castillo betonte bei der Vorstellung seiner Pläne, dass Enteignungen nicht Teil der Reform seien und Besitzrechte nicht in Frage gestellt würden. Stattdessen gehe es um "eine Veränderung der Art und Weise, wie sich unser Staat seit Dekaden den Landwirtschaftsbetrieben zur Verfügung stellt".

Castillo erklärte zudem, man wolle "Kartoffeln im Norden und Lithium im Süden industrialisieren". Außerdem soll auch weiterhin auf die Förderung von Erdgas gesetzt werden.

Ein Eckpunkt der Agrarreform besteht in der Schaffung eines Kabinetts für ländliche und landwirtschaftliche Entwicklung, das sich aus den Ministerien für Produktion, Infrastruktur und soziale Entwicklung zusammensetzt. Zudem sollen lokale und regionale Regierungen an diesem Kabinett partizipieren. Darüber hinaus sollen Soforthilfen zur Unterstützung von Landwirtschaftsbetrieben zur Verfügung gestellt werden, die sich aufgrund der Pandemie und Preissteigerungen in der Produktion in einer Krise befinden.

Castillo verwies weiter darauf, dass Peru aufgrund der fehlenden Kapazitäten und Diversifizierung der Landwirtschaft auf Importe aus dem Ausland angewiesen ist. Daher werden auch Maßnahmen zum Schutz der nationalen Produktion vor subventionierten und damit deutlich preisgünstigeren Produkten aus dem Ausland Teil der Agrarreform sein.

Dies betrifft auch den Aufbau von Produktionsanlagen für Düngemittel. Peru sei, so Castillo, das einzige Land an der Pazifikküste, das über Vorkommen von Phosphat verfügt und diese nicht zu Düngemitteln verarbeitet. Vielmehr würde Phosphat aus dem Ausland importiert.

Aus diesem Grund habe die Regierung mit Studien begonnen, um Produktionsanlagen für Düngemittel zu errichten, die die Phosphate aus der Bayóvar-Mine in Piura weiterverarbeiten können. Ziel dessen sei nicht nur die Produktion von Düngemitteln für die eigene Landwirtschaft, sondern auch deren Export, führte Castillo weiter aus.

Ein weiterer Pfeiler der Agrarreform sollen die Schaffung eines gerechteren Zugangs zu den Absatzmärkten und bessere Preise sein. Er umfasst unter anderem ein "ambitioniertes Programm" zum Kauf von Lebensmitteln in der Höhe von 300 Millionen Soles aus öffentlichen Mitteln, die insbesondere der familiär betriebenen Landwirtschaft und sozialen Projekten zugutekommen sollen.

Zudem soll der Fokus in der peruanischen Landwirtschaft auf dem Schutz des Wassers liegen. Es ist unter anderem die Konstruktion von künstlichen Lagunen und Mikro-Wasserspeichern in den Andenregionen vorgesehen.

Zentrale weitere Elemente der Reform, die zu einem strukturellen Wandel der Landwirtschaft führen sollen, sind die Förderung der Zusammenarbeit und des Genossenschaftswesens unter den Erzeugern sowie die Anerkennung von bäuerlichen und indigenen Gemeinschaften nicht nur als sozialen Organisationen, sondern auch als produktive und unternehmerische Organisationen mit vollen ökonomischen Rechten. Unter anderem sollen diese Steuervergünstigungen wie Kooperativen erhalten. Zudem soll ein Fonds zur Unterstützung von Frauen in der Landwirtschaft eingerichtet werden, der es den rund 700.000 Landarbeiterinnen ermöglicht, technische, betriebswirtschaftliche und soziale Hilfen zu bekommen.