Catatumbo. Kleinbauern und -bäuerinnen aus der kolumbianischen Gemeinde Tibú haben die gewaltsame Zerstörung ihrer Koka-Plantagen durch Soldat:innen der nationalen Armee verhindert. Über 24 Stunden "belagerten" sie ihre Plantagen und setzen 180 Militärs in zwei verschiedenen Dörfern fest, um sie anschließend dem lokalen Bürgerbeauftragten zu übergeben. Sie fordern ein Ende ihrer Stigmatisierung und der Zerstörung ihrer Felder sowie die Umsetzung des Substitutionsprogrammes von illegalen Planzen.
Laut dem Kommuniqué der lokalen bäuerlichen Vereinigung (ASCAMCAT) trugen die Militärs ihre Dienstwaffen, ihre Kommunikationsausrüstung und andere persönliche Gegenstände bei sich. Die sogenannte "humanitäre Belagerung" verlief friedlich, eine Eskalation konnte verhindert werden.
In Catacumbo, einem infrastrukturschwachen Gebiet im Nordosten des Departamento Norte de Santander an der Grenze zu Venezuela, wird seit über einem Jahrhundert Öl gefördert, wovon die lokale Bevölkerung allerdings nicht profitiert. Gleichzeitig ist die Region stark vom bewaffneten Konflikt und von dem Einfluss verschiedener paramilitärischer und anderer bewaffneter Gruppen betroffen. Einem kürzlich erschienenen Bericht der Ombudsstelle für Menschenrechte zufolge sind in Norte de Santander besonders viele Menschen von Entführung oder gewaltsamer Vertreibung betroffenen.
General Omar Sepúlveda hat die an der Widerstandsaktion beteiligten Personen als Entführer:innen und Drogenhändler:innen bezeichnet. Die Nationale Koordinierungsstelle der Koka-, Mohn- und Marihuanaanbauern und ASCAMCAT kritisieren diese Stigmatisierung ihrer Organisationen sowie ihrer Gemeinschaften und warfen Sepúlveda Verleumdung vor.
Das 2016 zwischen der Farc-Guerilla und der Regierung abgeschlossene Friedensabkommen sieht für lokale Kleinbauern und -bäuerinnen neben einer Landreform eine freiwillige Substituierung der illegalen Plantagen vor, um ihre Lebensgrundlage zu sichern. Allerdings werden die Beschlüsse nicht oder nur ungenügend umgesetzt. Stattdessen plant die Regierung, wie vor 2015 Koka-Plantagen aus der Luft mit Pestiziden zu besprühen, insbesondere mit Glyphosat (amerika 21 berichtete), was erhebliche Gesundheitsrisiken für die lokale Bevölkerung mit sich bringt und ihre oftmals einzige Lebensgrundlage zerstört.