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Mexiko: Lage weiter besorgniserregend nach Tötung von zwei Journalisten

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Die beiden Journalisten Fredy López Arévalo (links) und Cardoso Echeverría wurden vergangene Woche in Mexiko ermordet
Die beiden Journalisten Fredy López Arévalo (links) und Cardoso Echeverría wurden vergangene Woche in Mexiko ermordet

San Cristóbal de las Casas. Die Gewalt gegen Medienschaffende hat im Süden von Mexiko zwei neue Opfer gefordert. Innerhalb von zwei Tagen wurden in den Bundesstaaten Chiapas und Guerrero zwei Journalisten getötet.

Zunächst erschossen Unbekannte Fredy López Arévalo vor seinem Haus in der chiapanekischen Stadt San Cristóbal. Der 47-jährige, erfahrene Journalist war in seiner Laufbahn Korrespondent für bekannte mexikanische Medienhäuser wie El Universal oder El Financiero. Die Nichtregierungsorganisation Article 19 verurteilte den Mord und gab bekannt, dass gemäß ihren Quellen das Motiv der Ermordung von López Arévalo in seiner Arbeit als Journalist zu suchen sei. Er habe oft über lokale Themen der "Narcopolitik" berichtete, also über die Verbindungen von Politik und organisierter Kriminalität. Die Mörder wurden bisher nicht gefasst.

Der von der Partei Movimiento Regeneración Nacional (Morena) regierte Bundesstaat Chiapas leidet seit Monaten unter einer zunehmenden Welle von Gewalt, von der die touristische Kolonialstadt San Cristóbal de las Casas ebenfalls schwer betroffen ist. Insbesondere im Zuge der Lokalwahlen vom Juni dieses Jahres und nach der Neubesetzung der Gemeindebehörden im Oktober nahmen die kriminellen Aktivitäten zu.

Tags darauf entführte im Bundesstaat Guerrero ein bewaffnetes Kommando den Fotojournalisten Cardoso Echeverría aus seinem Haus in einem Armenviertel in Acapulco. Stunden später wurde er mit Schussverletzungen aufgefunden, denen er zwei Tage später erlag. Cardoso Echeverría verwaltete das elektronische Medium "Dos Costas" in sozialen Netzwerken, in dem er über soziokulturelle Themen berichtete, aber auch über die organisierte Kriminalität in der touristischen Hafenstadt am Pazifik, einer der unsichersten Städte Mexikos.

Auch der Mord an Echeverría geschah in zeitlicher Nähe zu einem Amtswechsel: Abelina López Rodriguez von der Morena-Partei ist seit Mitte Oktober die Stadtpräsidentin von Acapulco. An einer ihrer ersten Pressekonferenzen reagierte López Rodriguez sichtlich verärgert über die Berichterstattung zur Gewalt und riet den Medien, sich darüber besser auszuschweigen.

Das Verbrechen ist zudem das erste gegen einen Medienschaffenden während der Amtszeit der neuen Gouverneurin von Guerrero, Evelyn Salgado Pineda, der Tochter des Morena-Senators Félix Salgado Macedonio. Dessen Kandidatur für den Gouverneursposten war wegen eines Verfahrens wegen Vergewaltigung vom Wahlinstitut für ungültig erklärt worden.

Verschiedene Gremienvertretungen und soziale Organisationen demonstrierten einmal mehr ihren Unmut über die ungebrochene Welle der Gewalt gegen Medienschaffende in Mexiko. Article 19 veröffentlicht eine Liste, in der sie für 2021 mindestens sieben Morde gegen Medienschaffende mit dem möglichen Motiv ihrer Arbeit dokumentiert. Insgesamt geht die Organisation in der ersten Hälfte der Amtszeit des Präsidenten Andrés Manuel López Obrador von mindestens 25 ermordeten Journalist:innen aus, eine Zahl in derselben Größenordnung wie unter der dessen Vorgängern Enrique Peña Nieto (47 ermordete Journalist:innen in sechs Jahren) und Felipe Calderón Hinojosa (48).