Deutschland schließt Militärabkommen mit Kolumbien ab

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Von links nach rechts: Botschafter Peter Ptassek, Militärattaché Harald Krempchen und Verteidigungsminister Diego Molano
Von links nach rechts: Botschafter Peter Ptassek, Militärattaché Harald Krempchen und Verteidigungsminister Diego Molano

Bogotá/Hamburg/Genf. Das Verteidigungsministerium von Kolumbien hat die Unterzeichnung eines Kooperationsvertrags mit der Bundesrepublik Deutschland verkündet. Die Übereinkunft soll die Rolle des südamerikanischen Landes in der Nato im Hinblick auf internationale Operationen fördern, sagte Verteidigungsminister Diego Molano. Außerdem ermögliche sie die Stärkung des kolumbianischen Militärs und der Polizei. Kolumbien ist bereits sogenannter "Globaler Partner" der Nato.

Kolumbien sei das erste lateinamerikanische Land, mit dem Deutschland ein Abkommen "in Themen der Verteidigung" abschließt, heißt es in der Pressemitteilung des Ministeriums. Warum das so ist, erklärte der deutsche Botschafter in Kolumbien, Peter Ptassek, per Twitter: Weil Kolumbien "ein hervorragender Verbündeter im Bereich der Gestaltung, Ausbildung und Kooperation in diesem Sektor ist. Einfach deshalb. Vielen Dank Herr Minister."

"Wir haben in Kolumbien einen sehr guten Partner und es ist eine Ehre, mit ihm zu kooperieren", sagte Ptassek auch beim Treffen mit Molano und mit dem deutschen Verteidigungsattaché der Botschaft, Harald Krempchen.

Auch in Deutschland selbst fanden Treffen zwischen Vertretungen der kolumbianischen Regierung und einer lokalen Regierung statt. Die Vizepräsidentin und Außenministerin, Marta Lucía Ramírez, und der Hamburger SPD-Bürgermeister, Peter Tschentscher, tagten am Donnerstag im Rathaus. Anlass des Besuchs von Ramírez in Hamburg war der Lateinamerika-Tag des Lateinamerika Vereins e.V. Es handelt sich dabei um die zentrale Veranstaltung deutscher Unternehmen mit Interessen in Lateinamerika.

Kolumbianische Sozialaktive in Hamburg lehnten das Treffen zwischen Tschentscher und Ramírez ab. In einem offenen Brief an den Bürgermeister schrieb die Hamburger Organisation "Colombia Solidaria" (Solidarisches Kolumbien): "Sie treffen sich am Donnerstag als Amtsträger der Hansestadt Hamburg mit kolumbianischen politischen Eliten, an deren Händen Blut klebt."

Die Kolumbien-Organisation unterstrich ihre Aussage mit fünf Fakten aus dem Lebenslauf von Ramírez. Dazu gehören Geschäftspartnerschaften mit einem Drogenhändler und Verwicklungen in Geldwäsche. Ebenso erwähnte der Brief die Durchführung einer Militäroperation im Jahr 2002 in Medellín in Allianz mit Paramilitärs, bei der circa 600 Menschen getötet wurden. Die Kolumbianer:innen in der Hansestadt werfen Ramírez außerdem vor, die Verantwortung der Polizei bei der Tötung von 68 Menschen in den Protesten dieses Jahres zu leugnen.

Als alternative Veranstaltung organisierte die kolumbianische Diaspora ein Gespräch mit dem exilierten kolumbianischen Journalisten Daniel Mendoza, dessen Erfolgsserie "Matarife" die kriminellen Verstrickungen der kolumbianischen Regierungen mit dem Drogenhandel und den Paramilitärs dokumentiert. Mendoza ist derzeit auf einer Rundreise durch Deutschland und zeigt heute in Köln Teile seiner Serie. Amerika21 ist dabei Mitveranstalter (siehe Terminhinweis).

Wegen der Serie bekam Mendoza Todesdrohungen und musste nach Europa fliehen. Nun beginnt auch in Europa die Verfolgung kolumbianischer Sozialaktiven. Mitglieder der Oppositionspartei Colombia Humana (Menschliches Kolumbien) aus Genf haben letzte Woche Todesdrohungen von einem Unbekannten gemeldet. Ende August war dort ein exilierter Aktivist verschwunden. Er wurde laut der Schweizer Zeitung Le Curier mit einem Bauchschuss tot aufgefunden. Der Schweizer Bundesrat schließt nicht aus, dass kolumbianische Paramilitärs in der Schweiz leben, so die Pariser Tageszeitung Le Parisien.