El Salvador / Wirtschaft

El Salvador plant den Bau einer "Bitcoin-Stadt"

Naher Vulkan soll zur Energiegewinnung genutzt werden. Geteilte Reaktionen. Bitcoin bereits seit September offizielle Währung in El Salvador

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Der Präsident von El Salvador, Nayib Bukele, hat mit der "Bitcoin-City" große Pläne
Der Präsident von El Salvador, Nayib Bukele, hat mit der "Bitcoin-City" große Pläne

San Salvador. Auf der Konferenz Latin Bitcoin (LaBitConf) hat der Präsident von El Salvador, Nayib Bukele, Pläne zum Bau einer "Bitcoin-Stadt" vorgestellt. Die Stadt soll in der Nähe des Vulkans Conchagua im Südosten des Landes entstehen, wo die Kryptowährung Bitcoin durch den Einsatz von erneuerbarer geothermischer Energie geschürft bzw. erstellt werden soll. Dieses sogenannte "Mining" ist sehr energieintensiv. Außerdem könnte die Vulkanenergie laut der Pläne auch die Stadt emissionsfrei mit Energie versorgen. Der Bau soll 2022 beginnen.

Ziel sei es laut Bukele, eine steuerlich günstige Sonderwirtschaftszone zu errichten, um das mittelamerikanische Land für große Investoren attraktiv zu machen und dadurch digitale Bildung und Technologie im Land zu fördern.

Während der Staat die öffentliche Infrastruktur über die Aufnahme einer Bitcoin-basierten Anleihe finanzieren will, sollen Wohn- und Gewerbegebiete, Dienstleistungen, Unterhaltungsangebote, Restaurants sowie ein Flughafen von Privatinvestoren finanziert werden. Mit Ausnahme einer Umsatzsteuer von zehn Prozent würde die Stadt keine weiteren Steuern erheben. In El Salvador muss grundsätzlich sogar eine Umsatzsteuer von 13 Prozent gezahlt werden, die Bitcoin-City wäre somit also besser gestellt als der Rest des Landes.

50 Prozent der erhobenen Umsatzsteuer sollen helfen, die Anleihe zu finanzieren. Die restlichen 50 Prozent der Umsatzsteuereinnahmen sollen für städtische Dienstleistungen wie die Müllabfuhr aufgewendet werden. Präsident Bukele hatte die Kosten für die öffentliche Infrastruktur sogar auf etwa 300.000 Bitcoins (17,5 Mrd. US-Dollar, Stand 29.11.) geschätzt, welche der Staat zur Verfügung stellen werde. Die ersten Anleihen sollen bereits Anfang 2022 ausgegeben werden.

Seit September dieses Jahres ist El Salvador der weltweit erste souveräne Staat, der den Bitcoin als offizielle Währung einführte. Im Juni hatte Bukele das zugehörige Gesetz durch das Parlament gebracht und die Ziele für die Bevölkerung erklärt (amerika21 berichtete). Seitdem wurden bereits 1.120 Währungseinheiten zu einem unbekannten Gesamtpreis gekauft.

Experten lobten das Projekt dafür, dass es Zugang zu Finanzprodukten für üblicherweise davon ausgeschlossene Personen ermögliche. Außerdem mache es wirtschaftlich wichtige Überweisungen aus dem Ausland für Salvadorianer bedeutend günstiger.

Kritik erfährt die Einführung von Bitcoin als offizielle Währung jedoch vor allem aus internationalen finanzinstitutionellen Kreisen, wie einige Tage nach Bekanntgabe der Pläne für die Bitcoin-Stadt durch den Internationale Währungsfonds (IWF). Dieser warnt vor der Währung als Spekulationsobjekt und damit möglichen einhergehenden Verlusten sowie vor der Gefahr durch Geldwäsche und fehlende Transparenz.

Ein weiterer Kritikpunkt seitens der Anhänger von Kryptowährungen ist die zentralisierte Form einer eigentlich als dezentral und unregulierbar gedachten Währung, da offiziell in US-Dollar konvertierbare Bitcoin-Transaktionen in El Salvador nur über die staatliche Chivo-Wallet als zentrale Transaktionsstelle funktionieren.