Impfquote in Indigenen-Territorien in Brasilien beträgt nur 44 Prozent

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Impfaktion bei der Indigenen-Gemeinde Parque das Tribos in Manaus am 10. November 2021
Impfaktion bei der Indigenen-Gemeinde Parque das Tribos in Manaus am 10. November 2021

Brasília. Fast ein Jahr nach Beginn der landesweiten Impfkampagne ist es dem Gesundheitsministerium Brasiliens noch immer nicht gelungen, auch nur die Hälfte der 755.000 Menschen, die in Indigenen-Territorien leben, zu impfen ‒ obwohl sie zu den vorrangig zu impfenden Gruppen gehören.

Zu diesem Ergebnis kamen die Investigativ-Journalist:innen von Repórter Brasil nach Auswertung des vom Ministerium herausgegebenen "Indigenen Impfmonitor" sowie Daten des staatlichen Sondersekretariats für indigene Gesundheit.

Nur 44 Prozent der dort lebenden Indigenen haben demnach die beiden Impfdosen gegen das Corona-Virus erhalten. Daten über Auffrischungsdosen gingen aus diesen Behördendaten ebenfalls nicht hervor, berichtet Repórter Brasil.

Die Impfung der indigenen Bevölkerung erfolgt somit deutlich langsamer als die der Gesamtbevölkerung. Laut von Repórter Brasil zitierten aktuellen Daten sind derzeit 65 Prozent der Brasilianer:innen vollständig geimpft, und neun Prozent haben die "Booster"-Impfung erhalten. Zum Stichtag 20. November lag laut der Journalist:innenauswertung die Zahl der Erstimpfungen bei Indigenen, die in Indigenen-Territorien leben, bei 50 Prozent, während 74 Prozent der Brasilianer:innen sie bereits bekommen hatten. Die Daten beziehen sich auf die Gesamtbevölkerung, die auch alle Kinder und Jugendlichen umfasst.

Diese niedrige Impfrate sei zurückzuführen, so Repórter Brasil, "auf Fake News, den Einfluss evangelikaler Kirchen in den indigenen Gebieten und den Anti-Impf-Diskurs von Präsident Jair Bolsonaro".

In dem südamerikanischen Land leben circa 305 verschiedene indigene Völker, 162 sind von Corona betroffen. Am 18. Dezember gab es laut ihrer Dachorganisation Articulação dos Povos Indígenas do Brasil (Apib) 62.405 bestätigte Infektionen, 1.241 Indigene waren an oder mit dem Virus gestorben.

Niedrige Impfquoten sind auch bei den Nachfahren ehemaliger Sklav:innen, den Quilombolas zu verzeichnen. Die offiziellen Zahlen schwanken, jedoch ergab eine Erhebung, dass weniger als 50 Prozent von ihnen bisher zwei Impfungen erhalten haben. Einige Quellen sprechen sogar davon, dass rund 50 Prozent noch keine einzige Impfung erhalten habe. 

Auch in diesem Fall sind die niedrigen Impfquoten vor allem auf Desinformation und eine schlechte Infrastruktur zurückzuführen. Während in Brasilien generell auch schon Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren geimpft werden können, wurden bisher nur an zehn von ungefähr 1,2 Millionen Quilombolas in diesen Altersgruppen Impfungen verteilt. ​​​​​​