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Nach 45 Jahren: Folterer der Diktatur in Uruguay muss ins Gefängnis

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Gedenken an den "verschwundenen" Kommunisten Horacio Gelós Bonilla, eines der Opfer von Dardo Barrios
Gedenken an den "verschwundenen" Kommunisten Horacio Gelós Bonilla, eines der Opfer von Dardo Barrios

Montevideo. Hunderte von Folteropfern der Diktatur in Uruguay gehen auf das Konto von Dardo Barrios, "El Zorro", der nach 45 Jahren nun seine Gefängnisstrafe antritt.

Das uruguayische Strafgericht hat der Berufung der Juristen des Militärzentrums nicht stattgegeben. Diese hatten argumentiert, dass es für die Verbrechen von Barrios eine Verjährungsfrist gäbe. Das Gericht hielt sich jedoch an die Vorgaben der Vereinten Nationen, die 1968 die Resolution erließen, dass  Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschheit niemals verjähren. 

Die Liste der Anschuldigungen und Klagen gegen Dardo Barrios ist lang. Er begann 1972 als Leutnant und stieg später zum Major des berüchtigten Batallón de Ingenieros No. 4 auf, das den Ruf hatte, für “Menschen-Schlächtereien” verantwortlich zu sein.

Alle der damals inhaftierten Linken in Departamento Maldonado erinnern sich an Barrios, der in der US-amerikanischen Folter-Schule in Panama seine Lektionen gelernt hatte. An der "School of the Americas" absolvierte er vom 1. Januar bis 5. Februar 1971 den Kurs für “Aufstandsbekämpfung” (Internal Security Operations CC-6), den er "erfolgreich" abschloss.

"Er hat nicht zwischen Männern und Frauen unterschieden, obwohl er sie auch begrapscht hat, oder zwischen Jung und Alt, er hat alle mit gleicher Wut und Freude gequält", sagten ehemalige Häftlinge. Mit der Rückkehr zur Demokratie richtete sich Barrios mit Unterstützung der Partido Nacional in ein ziviles Leben ein. Er bekleidete in Maldonado einen Funktionärposten und wurde 1990 zum Direktor der Sportinfrastruktur der Region. Zehn Jahre lang lebte er dort unbehelligt. Anfang 2000 erstatte jemand Anzeige gegen ihn, der er sich durch Flucht nach Paraguay entzog.

Jahre später entdeckte der Fotograf Jorge Vidart sein Versteck in Paraguay. 2019 wurde er durch Interpol festgenommen, wie vom Menschenrechtsanwalt Ricardo Perciballe gefordert, und an Uruguay ausgeliefert, blieb jedoch zunächst auf freiem Fuß.

Das zuvor erwähnte Militärzentrum unterstützt weiterhin ehemalige Angehörige der bewaffneten Institutionen, verteidigt Folterer und Unterdrücker der Diktatur und setzt sich für die Freilassung von Militärs ein, die wegen Verbrechen gegen die Menschheit Strafen verbüßen. Die aktuelle regierende Partei Cabildo Abierto wiederum unterstützt das Militärzentrum.

Dem entgegen steht jedoch eine breites Bündnis von Frente Amplio über den Verband der Angehörigen der Inhaftierten und Verschwundenen bis hin zu diversen sozialen Organisationen, die sich dafür einsetzen, dass Folterer und Verbrecher der Diktatur ihre gerechten Strafen erhalten.