Kolumbien / Soziales

Kinder in Kolumbien leiden unter chronischer Mangelernährung

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"Kinder, die chronisch mangelernährt sind, werden in ihrem Erwachsenenleben 14 IQ-Punkte weniger aufweisen, fünf Jahre weniger zur Schule gehen und einen Einkommensverlust von 54 Prozent haben" - Juan Carlos Buitrago, Direktor von Abaco
"Kinder, die chronisch mangelernährt sind, werden in ihrem Erwachsenenleben 14 IQ-Punkte weniger aufweisen, fünf Jahre weniger zur Schule gehen und einen Einkommensverlust von 54 Prozent haben" - Juan Carlos Buitrago, Direktor von Abaco

Bogotá. 560.000 Kinder in Kolumbien unter fünf Jahren sind chronisch mangelernährt. Mehr als die Hälfte aller Haushalte sind von Ernährungsunsicherheit betroffen.

Diese Daten stammen aus einem Bericht, der vom Verband kolumbianischer Tafeln (Abaco) und der Arbeitsgruppe zum Lebensmittelsektor des Industrieverbands in Auftrag gegeben wurde. Beim nationalen Industrieverband (Andi) gibt es delegierte Arbeitsgruppen, die die Interessen der jeweiligen produktiven Sektoren vertreten und dazu arbeiten.

Die Haushalte mit dem höchsten Prozentsatz an Ernährungsunsicherheit sind Familien alleinerziehender Mütter sowie afrokolumbianische und indigene Familien auf dem Land. Weitere Risikofaktoren stellen mehr als sieben Familienmitglieder und ein geringer Grad an Schulbildung dar. Von 100 Kindern, die an Mangelernährung sterben, gehören 42 indigenen Gruppen an.

Der Verwaltungsbezirk mit der größten Ernährungsunsicherheit ist Chocó an der Pazifikküste mit 76,8 Prozent aller Haushalte, gefolgt von Sucre (im Norden) mit 73,9, Vichada (Osten) mit 70,1,  La Guajira (Nordosten) mit 69,3 und Putumayo (Südwesten) mit 68,7 Prozent.

In ländlichen Gebieten bauen afrokolumbianische, indigene und andere kleinbäuerliche Haushalte oftmals Lebensmittel für den eigene Verbrauch an, weshalb das erhöhte Risiko für diese Bevölkerungen auf den ersten Blick widersprüchlich erscheint. Allerdings sind die vom Report aufgeführten Regionen nicht nur besonders von Armut, sondern auch überdurchschnittlich vom andauernden bewaffneten Konflikt betroffen. Dies wirkt sich auch auf die Ernährungssicherheit der Menschen aus, da sie beispielsweise vertrieben werden, nicht arbeiten können oder ihre Ernte vernichtet wird.

Ein weiterer Faktor, der zur Verschlechterung der Situation beigetragen hat, ist die Covid-19-Pandemie. Einer Erhebung des Nationalen Verwaltungsamtes für Statistik (DANE) zufolge ist der Prozentsatz an Haushalten, die dreimal täglich eine Mahlzeit zu sich nehmen, im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie von 90 auf 70 Prozent gesunken.

Der Report prangert zudem an, dass in Kolumbien jedes Jahr zehn Millionen Tonnen an Lebensmitteln verschwendet, also weggeschmissen werden.

Im Bericht werden 25 Maßnahmen aufgeführt, um die Ernährungssituation von Kindern zu verbessern, darunter eine umfassende Gesundheitsversorgung insbesondere von Müttern und Kindern sowie der Zugang zu Trinkwasser.

"Ein Ende des Hungers in Kolumbien ist möglich. Die gesamte Gesellschaft muss sich klare und hohe Ziele setzen. Wir müssen einen Aktionsplan mit konkreten Plänen und Programmen auf der Grundlage von Erkenntnissen aufstellen, die uns auf den Weg führen, den andere Länder bei der Bekämpfung der Unterernährung eingeschlagen haben", so der Direktor von Abaco, Juan Carlos Buitrago.