Öl-Multi übernimmt keine Verantwortung für Umweltkatastrophe in Peru

Spanischer Mineralölkonzern Repsol macht wiederholte Falschaussagen zu Großunfall. Umweltgruppen organisieren Proteste in ganz Peru

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"Repsol, übernimm Verantwortung!" Proteste vor Konzern-Zentrale in Lima
"Repsol, übernimm Verantwortung!" Proteste vor Konzern-Zentrale in Lima

Lima/Callao. Am Wochenende haben zahlreiche Menschen in Peru landesweit gegen den spanischen Mineralölkonzern Repsol demonstriert. Dieser weigert sich auch knapp eine Woche nach der Umweltkatastrophe in der Raffinerie La Pampilla, die Verantwortung für die durch ausgelaufenes Öl verursachten Umweltschäden zu übernehmen. Politik und Umweltgruppen fordern eine rasche Reinigungsaktion sowie eine finanzielle Entschädigung von Seiten des Unternehmens.

Mitte Januar ließ ein von der von Repsol betriebenen Raffinerie kommendes Schiff schätzungsweise 6.000 Barrel Rohöl in den Pazifik auslaufen. Dies entspricht der Tankfüllung von 25.000 Autos. Der Unfall soll laut Angaben des Unternehmens im Zusammenhang mit dem Tsunami gestanden haben, den ein Vulkanausbruch im Insel-Staat Tonga am selben Tag ausgelöst hatte. Ein Untersuchungsbericht der peruanischen Energiebehörde widerlegt diese Darstellung.

Das ist nicht die einzige Falschaussage des Öl-Multis in Bezug auf den Unfall: Repsol meldete nach dem Unglück nur sieben Gallonen ausgelaufenen Rohöls – nicht mal ein Prozent der tatsächlichen Menge – und erklärte, dass es sich um einen "begrenzten Ölunfall" handelte und dass es gelungen sei, den Vorfall unter Kontrolle zu bringen. Die peruanische Staatsanwaltschaft hat bereits eine Untersuchung wegen des mutmaßlichen Verbrechens der Umweltverschmutzung eingeleitet. Nach Angaben von Umweltminister Rubén Ramírez könnte eine potenzielle Geldstrafe bis zu 138 Millionen Soles (32 Millionen Euro) betragen.

Das Unternehmen besteht weiterhin auf seiner Unschuld. "Wir haben die Umweltkatastrophe nicht verursacht. Ich kann Ihnen nicht sagen, wer dafür verantwortlich ist", sagte Repsol-Sprecherin Tine Van Den Wall Bake.

Am Samstag kam es zu Protest-Kundgebungen sowohl vor der nationalen Konzernzentrale in der Hauptstadt als auch vor der Raffinerie La Pampilla und an den betroffenen Stränden. Am Sonntag gab es Demonstrationen im ganzen Land, unter anderem in den Städten Arequipa und Puno.

Das Katastrophengebiet befindet sich im Küstenstreifen der Region Callao unweit von Lima. Der Ölteppich hat das Meer nördlich der Hauptstadt betroffen. So hat sich das Öl auf die Strände von Ventanilla, Ancón und Santa Rosa ausgebreitet, wo es irreparable Schäden an den Meeresökosystemen verursacht hat. Mittlwerweile geht man von einer beschädigten Fläche von 1,7 Millionen Quadratmetern aus. Laut Fachleuten werden die Umweltschäden jahrelang andauern.

Am Donnerstag wies Ministerpräsidentin Mirtha Vásquez darauf hin, dass Repsol nicht nur ungenaue Informationen herausgegeben und damit den wahren Ernst der Lage heruntergespielt hat, sondern auch keinen Notfallplan für diese Art von Unfällen hat. Laut Expert:innen ist es nicht das erste Mal, dass Repsol verantwortlich für einen Ölunfall ist und dies als einen kleinen Zwischenfall darstellt.

Laut José de Echave, dem ehemaligen Vizeminister für Umweltmanagement, wird Repsol nicht für die Kosten der Sanierung, der Maschinen und der Entschädigung aufkommen. Er erläutert, dass die Ausgaben für die Aufräumarbeiten von der Unternehmenssteuer absetzbar sind, sodass der peruanische Staat letztendlich dafür aufkommt. De Echave stellte klar, dass diese Maßnahme nicht mit den Bußgeldern oder Sanktionen vereinbar ist, die gegen die Ölgesellschaft verhängt werden könnten. "Es ist notwendig, diese Gesetzgebung so zu ändern, dass das Unternehmen verantwortlich ist", sagt José de Echave.

Mittlerweile hat Repsol einen Arbeitsplan zur Eindämmung des Ölteppichs vorgelegt. Laut Juan Carlos Riveros, Direktor von Oceana Peru, reicht es nicht aus, verunreinigte Stellen nur zu säubern und das Öl zu entfernen, da die giftigen Stoffe bereits verschiedene Ökosysteme beeinträchtigt haben, was zu zukünftigen Missbildungen oder zum Verlust von Arten führen wird. "Was wir jetzt sehen, sind Tiere, die sterben, aber diese Art von Verschmutzung hat Folgen, die sich über mehrere Generationen erstrecken wird", warnt er.

Lokale Fischer:innen fordern eine Entschädigung: "Wir leben vom Fischfang, und wegen der Ölpest können wir nicht arbeiten. Wer wird uns das ersetzen, was wir verloren haben?", kommentiert ein Fischer in Ancón die Lage. Nach dem Treffen in der Raffinerie La Pampilla berichtete  Umweltminister Ramírez, dass das Unternehmen angeboten hat, den Fischer:innen Lebensmittelkörbe zu geben und sie für Dekontaminations- und Chemikalienbeseitigungsarbeiten einzustellen. Fachleute warnen jedoch, dass diese Aufgabe für ihre Gesundheit gefährlich sein könnte, da sie dabei ständig mit Öl in Berührung kommen.