Kolumbien / Soziales

Kolumbien: 21 Millionen Menschen fehlt das nötige Geld für Grundnahrungsmittel

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Laut der Lebensmittelbank sind 54 Prozent der Haushalte von Ernährungsunsicherheit betroffen und auf Hilfe angewiesen
Laut der Lebensmittelbank sind 54 Prozent der Haushalte von Ernährungsunsicherheit betroffen und auf Hilfe angewiesen

Bogota. Aus einem Bericht der kolumbianischen Lebensmittelbank (Banco de Alimentos) geht hervor, dass 21 Millionen Kolumbianer:innen nicht über die notwendigen Mittel verfügen, um den Grundnahrungsmittelkorb für eine Familie zu kaufen. Die Welternährungsorganisation FAO hat das südamerikanische Land auf die Liste der Länder gesetzt, die von Hungersnot bedroht sind. Dagegen hat sich die Regierung von Präsident Iván Duque verwahrt.

In einem Interview mit NotiCentro1CM hat Pater Daniel Saldarriaga, Direktor der Lebensmittelbank, den Bericht über die kritische Situation erläutert. Besonders besorgniserregend sei der Prozentsatz der Menschen, die von Ernährungsunsicherheit betroffen sind. Dies betreffe 54 Prozent der Haushalte, die meisten hätten nur ein bis zwei Mahlzeiten pro Tag.

Die "Banco de Alimentos" ist eine der katholischen Kirche nahestehende gemeinnützuge Organisation. Sie setzt sich für gefährdete Bevölkerungsgruppen ein, die unter Ernährungsunsicherheit und Unterernährung leiden. Die Bank sammelt Spenden und nicht benötigte Lebensmittel, um sie weiter zu verteilen.

Laut Luis Eduardo Celis von der Fundacion Pares (Fundacion Paz y Reconciliacion) hat die Corona-Pandemie gezeigt, "wie zerbrechlich die Gesellschaft ist". Die Bischofskonferenz habe unlängst mitgeteilt, dass vor Beginn der Pandemie 89 Prozent der Kolumbianer:innen drei Mahlzeiten pro Tag zu sich nahmen, im Dezember 2021 war die Zahl auf 69,1 Prozent gesunken, das heißt fast 14,4 Millionen Kolumbianer:innen aßen zweimal am Tag und etwa 155.000 hatten nicht einmal eine tägliche Mahlzeit.

Dies geht mit der Erhöhung der Lebensmittelpreise und der Inflation einher. Nahrungsmittel und Getränke verzeichneten mit 19,94 Prozent den höchsten jährlichen Preisanstieg. So ist etwa der Preis für Kartoffeln im Januar 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 140,16 Prozent gestiegen.

Die Welternährungsorganisation hat Kolumbien indes auf die Liste der Länder gesetzt, denen im Jahr 2022 eine Hungersnot droht. Laut einem Bericht der FAO und des Welternährungsprogramms der UNO sind 7,3 Millionen Kolumbianer:innen von Nahrungsmittelunsicherheit betroffen und werden auf Hilfe angewiesen sein.

Dies stieß auf scharfe Kritik der Regierung Kolumbiens. Am Montag hat sie die FAO aufgefordert, das Land von dieser Liste zu streichen und die Aussagen des Berichts zu korrigieren.

In einem Schreiben des Außenministeriums an die Organisation heißt es, dem Dokument fehle es "an sachlicher Untermauerung, methodischer Definition und Klarheit der Quellen, die ihm Gültigkeit und Glaubwürdigkeit verleihen würden". Die UN-Organisation ignoriere zudem "die Arbeit, die die Regierung für die Nahrungsmittelproduktion leistet", beschwerte sich Außenministerin Martha Lucía Ramírez auf einer Pressekonferenz.