Suche nach Verschwundenen in Uruguay: Regierung verweigert Kooperation mit UN-Gruppe

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An jedem 20. Mai finden in Montevideo Schweigemärsche für die Verschwunden statt. Ihre Angehörigen fordern Aufklärung und Gerechtigkeit
An jedem 20. Mai finden in Montevideo Schweigemärsche für die Verschwunden statt. Ihre Angehörigen fordern Aufklärung und Gerechtigkeit

Montevideo. Die Nationale Menschenrechtsinstitution und Ombudsstelle von Uruguay hat die Weigerung des Staates kritisiert, den Besuch der Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen über das gewaltsame und unfreiwillige Verschwindenlassen (Working Group on Enforced or Involuntary Disappearances, WGEID) zu ermöglichen.

Dies geht aus dem jüngsten Bericht der Behörde über die Suche nach den während der Diktatur 1973–1985 verschwundenen Gefangenen hervor.

Die Gruppe des UN-Menschenrechtsrates hatte die Regierung von Präsident Luis Lacalla Pou im vergangenen Jahr um ihr Einverständnis gebeten, das Land im November 2021 zu besuchen, um die Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit für 197 Diktaturopfer, deren Schicksal immer noch unbekannt ist, zu beobachten und dabei zu beraten.

Die Regierung habe in einer ersten Antwort Vorbehalte gegenüber dem Termin gehabt und auf eine zweite Anfrage, in der das Ersuchen wiederholt wurde, gar nicht reagiert, so der Bericht.

Auch die Behörde selbst habe sich vergeblich um ein Treffen mit Außenminister Francisco Bustillo bemüht, um den Zugang der UN-Gruppe zu bestimmten Dokumentensammlungen zu klären. Ebenso sei ein Gespräch, um die Bedeutung des Besuchs des Teams der Weltorganisation bei der Suche nach den Verschwunden zu erläutern, nicht zustande gekommen.

Die Vereinigung der Mütter und Angehörigen von inhaftierten und verschwundenen Uruguayern wandte sich ebenfalls in einem Schreiben an Bustillo und erklärte, dass sie seit vielen Jahren mit der UN-Organisation Kontakt hält und Informationen austauscht. Der beantragte Besuch von fünf unabhängigen Experten stelle eine Quelle "von Erfahrung und Fachwissen über die Techniken, die für die Lösung des Problems des gewaltsamen Verschwindens erforderlich sind“, dar und könne "nur positive Ergebnisse in diesem Bemühen bringen".

Die Gruppe verweist zudem darauf, dass Militärangehörige aus den Jahren der Diktatur, die im Ruhestand sind und Strafen für Verbrechen gegen die Menschheit verbüßen, Informationen über den Staatsterrorismus und die Schicksale der Verschwundenen besitzen ‒ und bis heute einen "militärischen institutionellen Pakt des Schweigens" aufrechterhalten.