Nicaragua / Politik

OAS-Botschafter macht Regierung von Nicaragua schwere Vorwürfe

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Arturo McFields Yescas hat bei einer Online-Versammlung der OAS die Freilassung inhaftierter Oppositioneller gefordert
Arturo McFields Yescas hat bei einer Online-Versammlung der OAS die Freilassung inhaftierter Oppositioneller gefordert

Managua. Die nicaraguanische Regierung hat am vergangenen Donnerstag den Botschafter des Landes bei der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), Arturo McFields Yescas, offiziell abberufen.

Einen Tag zuvor hatte der diplomatische Vertreter bei einem Online-Versammlung der OAS eine "Diktatur" in seinem Land angeprangert und die Freilassung inhaftierter Oppositioneller gefordert. Schon am Tag seines Redebeitrages hatte das Außenministerium Nicaraguas erklärt, dass Arturo McFields nicht der offizielle Vertreter des Landes bei der OAS sei, sondern Francisco Campbell Hooker, der dort auch akkreditiert sei.

Nach der Kritik der OAS an den Wahlen in Nicaragua im November 2021 hatte das Land seinen Austritt aus der Organisation erklärt (amerika21 berichtete). Der formelle Prozess des Austritts dauert zwei Jahre, in denen das Land weiter an den Gremien der OAS beteiligt sein kann. McFields hatte am 18. Februar den Austritt Nicaraguas aus der OAS in einem deutlichen Redebeitrag begründet und dabei der OAS ihre Parteilichkeit vorgehalten. Dabei hatte er die OAS als koloniale Struktur bezeichnet, die taub und stumm mit vielen Ungerechtigkeiten in den Ländern Amerikas umgehe und Attentate, Fremdenfeindlichkeit, Drogenhandel und sogar Staatsstreiche verberge.

Der nun abgesetzte Botschafter erklärte, er spreche im Namen der mehr als 170 politischen Gefangenen in Nicaragua, die vom Regime von Daniel Ortega inhaftiert wurden, und im Namen der mehr als 350 Toten, die durch die Repression des Regimes und seiner Paramilitärs gegen Bürgerproteste zwischen April und September 2018 ums Leben kamen. Er selbst habe kurz vor dem Austritt des Landes aus der OAS in einer virtuellen Sitzung mit dem Außenministerium und einem Team von Präsidentenberatern seines Landes die Möglichkeit der Freilassung von 20 älteren politischen Gefangenen und weiteren 20 Personen mit schweren gesundheitlichen Problemen angeregt, dies sei aber nicht akzeptiert worden.

Der Redebeitrag von McFields war in dieser Form von keinem erwartet worden und sorgte für Aufregung unter den Botschaftern bei der OAS. Erwartungsgemäß beglückwünschte der für seine US-nahe Position bekannte Generalseretär der Organisation, Luis Almagro, Arturo McFields zu seinem Engagement und hob dessen ethisch korrekte Position hervor.

Am selben Mittwoch versandte McFields auch ein öffentlich gemachtes Schreiben der Ständigen Vertretung Nicaraguas bei der OAS, in der er erklärte, dass Nicaragua die in der OAS am 25. Februar verlesene Erklärung "Die Lage in der Ukraine" mitunterzeichnen wolle. 23 OAS-Länder unterstützten eine Erklärung, in der sie die "illegale, ungerechtfertigte und unprovozierte" Invasion Russlands in der Ukraine scharf verurteilten und der sofortige Abzug russischer Truppen gefordert wurde. Die Delegation Nicaraguas hatte bei dieser Gelegenheit beschlossen, die Erklärung nicht zu unterzeichnen.