Kuba / Wirtschaft

Kuba gibt Preisbildung im Einzelhandel frei

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Künftig können Geschäfte eigenständig ihre Preise in kubanischen Pesos bestimmen
Künftig können Geschäfte eigenständig ihre Preise in kubanischen Pesos bestimmen

Havanna. In einem weiteren Reformschritt hat Kubas Regierung angekündigt, die Preisbildung im staatlichen Einzelhandel freizugeben.

Die Resolución 81, die am 11. April im Gesetzesblatt veröffentlicht wurde, sieht vor, "die Befugnis zur Genehmigung der Preise in kubanischen Pesos an die Leiter von Handelsketten und anderen Vermarktungseinheiten zu übertragen". Damit können künftig die Geschäfte eigenständig ihre Preise bestimmen, anstatt wie bisher das Ministerium für Finanzen und Preise, wobei Kriterien wie "Kosten, Ausgaben, Rationalität, Effizienz sowie das Verhältnis zur Marktreferenz" berücksichtigt werden müssen.

Ausgenommen sind Devisenläden sowie eine Reihe von Grundgütern wie Speiseöle, Hühnerfleisch, Geflügel- und Rinderhackfleisch sowie Havanna Club-Rum und einige im Land hergestellte Hygiene- und Reinigungsprodukte.

Die Reform knüpft an die im Januar 2021 angestoßene Währungsreform an. Damals wurden neben der Abschaffung des konvertiblen Peso CUC auch viele Preise den reellen Kosten angepasst. Jetzt beginnt die angekündigte Dezentralisierung des Mechanismus.

Die Umsetzung wird der Präsident der "Grupo de Administración Empresarial", Luis Alberto Rodriguez Lopez-Calleja, koordinieren. Die Militärholding verwaltet etwa drei Viertel der Devisenwirtschaft des sozialistischen Landes, darunter große Teile des Tourismus. Sie gilt als effizienter als der übrige Teil des Staatssektors und hat Erfahrung mit Dezentralisierungsprojekten. Lopez-Calleja kommt die Aufgabe zu, "punktuell, wo notwendig" einzugreifen und dem Finanzministerium am Ende dieses Jahres über die Ergebnisse des Dezentralisierungsprozesses berichten.

Auf Kuba wird die Maßnahme kontrovers diskutiert. Zu den Chancen zähle, dass heimische Produzenten aus dem Staats- und Privatsektor ihre Produkte einfacher in staatliche Geschäfte bringen können. Bisher ging dem ein umständlicher bürokratischer Weg voraus. Da sämtliche Preise zentral festgelegt wurden, konnte nicht flexibel auf schwankende Kosten reagiert werden.

Aktuell sind die Peso-Supermärkte weitgehend leer, lediglich die weiterhin zentralisierten Produkte werden in unregelmäßigen Abständen angeboten, was sofort zu langen Schlangen führt. Mit der Übertragung der Preisgebungskompetenz auf die einzelnen Märkte entsteht für diese jetzt die Möglichkeit, das Sortiment selbstständig um lokale Erzeugnisse zu erweitern. Lebensmittelproduzenten, die aufgrund fehlender Logistik und unzuverlässiger Abholung durch den Staat oftmals Schwierigkeiten haben, ihre Ernte abzusetzen, könnten jetzt ihre Ware direkt an die Geschäfte liefern.

Auf der anderen Seite wird befürchtet, dass die Erweiterung der Rolle des Marktes zu mehr Korruption, Preisabsprachen und höheren Preisen führen könnte.