Kolumbien / Politik

Kolumbien: Gustavo Petro setzt Akzente in seinem Kabinett

Viele Menschen erwarten von der linken Regierung eine Verbesserung der Sicherheitslage und der Lebensqualität. Vor dem Amtsantritt wird indes eine Zunahme von Gewalt berichtet

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Die indigene Anwältin Patricia Tobón Yagari wird Leiterin des Referats für die Opfer des bewaffneten Konflikts
Die indigene Anwältin Patricia Tobón Yagari wird Leiterin des Referats für die Opfer des bewaffneten Konflikts

Bogotá. Der gewählte Präsident Gustavo Petro hat die ersten der 18 Ministerien besetzt und bestätigt mit seiner Auswahl sein Wahlversprechen, eine Vielzahl von Ansichten und politischen Perspektiven in seine Regierung einzubeziehen. Dies soll den Hoffnungen der Bevölkerung auf echte Veränderungen und eine bessere Lebensqualität entgegenkommen.

Die politische Linke freut sich besonders über die neue Umweltministerin Susana Muhamad, Politikwissenschaftlerin und Umweltaktivistin. Die bildende Künstlerin, Dichterin und Dramatikerin Patricia Ariza wird Kulturministerin. Sie ist eine der Gründerinnen der Casa de Cultura und Leiterin wichtiger Festivals. Ihre Ernennung wird in feministischen Kreisen als Erfolg gefeiert.

Die Arhuaco-Aktivistin Leonor Zalabata Torres wird Botschafterin bei den Vereinten Nationen in New York. Mit ihr sind bereits drei Indigene in hohe Posten der Regierung berufen worden. Torres ist Ärztin, Menschenrechtsverteidigerin, Politikerin und Schriftstellerin und gehört dem Volk der Arhuaco an, das in der Sierra Nevada lebt. Patricia Tobón Yagarí, Anwältin und Wahrheitskommissarin der Embera-Indigenen, wird das Referat für die Opfer des bewaffneten Konflikts leiten und Giovani Yule, Soziologe und Nasa-Sprecher, das Referat für Landrückgabe.

Das weitere Kabinett besetzt der gewählte Peräsident bisher mit Spezialist:innen unterschiedlicher politischer Herkunft. Neuer Außenminister wird Álvaro Leyva, Jurist und Wirtschaftswissenschaftler mit einer langen politischen Laufbahn eher konservativer Herkunft. Finanzminister wird der liberale Politiker José Antonio Ocampo, Wirtschaftswissenschaftler und Soziologe. Der neue Bildungsminister Alejandro Gaviria ist Wirtschaftswissenschaftler und ehemaliger Rektor einer der renommiertesten Privatuniversitäten des Landes. Neue Gesundheitsministerin wird Carolina Corcho, Ärztin und Psychiaterin und Vizepräsidentin des kolumbianischen Ärzteverbandes. Die Landwirtschaftsministerin Cecilia López ist Wirtschaftswissenschaftlerin und Mitglied der Liberalen Partei.

Die Ministerien für Justiz, Verteidigung, Inneres, Sport, Wohnungsbau, Technologie, Verkehr, Wissenschaft, Handel, Bergbau und Energie sowie Arbeit hat der designierte Präsident noch nicht besetzt.

Der Schwarze Vizepräsidentschaftskandidat Luis Gilberto Murillo aus dem Department Chocó wird Botschafter Kolumbiens in den USA. Der nächste Botschafter Kolumbiens bei der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) wird der ehemalige Richter der Interamerikanischen Menschenrechtskommission Luis Ernesto Vargas.

Währenddessen rekrutieren bewaffnete Akteure im ganzen Land zunehmend Kinder und Jugendliche. Es häufen sich Berichte über eine Präsenz bewaffneter Gruppen selbst in den Städten. Willkürliche Festnahmen und Morddrohungen gegen Aktivist:innen scheinen zuzunehmen. Im nordöstlichen Department Arauca wird von Auseinandersetzungen unter bewaffneten Akteuren berichtet, in die sowohl Guerillagruppen als auch Dissidenten der Farc involviert sein sollen. In einer Kleinstadt nahe der Grenze zu Venezuela hat eine bewaffnete Gruppe mindestens 15 ehemalige Guerillakämpfer, darunter einige Minderjährige, verschleppt. Im südwestlichen Chocó sollen massive Auseinandersetzungen stattfinden. Hunderte Familien sind auf der Flucht.