Kolumbien / Soziales

In Kolumbien steigt die Zahl der unterernährten Kinder

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Eine bessere medizinische Versorgung soll dabei helfen, die Situation der Kinder zu verbessern
Eine bessere medizinische Versorgung soll dabei helfen, die Situation der Kinder zu verbessern

Bogotá. Aktuelle Zahlen zeigen, dass in Kolumbien immer mehr Kinder von Nahrungs- und Wassermangel betroffen sind. In der ersten Jahreshälfte starben 137 Kinder an den Folgen.

Rund 8.710 unterernährte Kinder, im Alter von bis zu fünf Jahren, wurden für 2022 bisher registriert, erklärt der Ombudsmann Carlos Camargo Assis. Im Vergleich zum Vorjahr (5.494 Fälle) ein extremer Anstieg.

Von den verzeichneten Fällen leiden 75,5 Prozent unter akuter und 24,5 Prozent unter schwerer Unterernährung. 67,6 Prozent der Kinder waren dabei älter als ein Jahr, 18,5 Prozent zwischen sechs und zwölf Monaten und 13,9 Prozent unter 6 Monate alt. 3,3 Prozent der registrierte Fälle sind den Angaben zur Folge Ausländer:innen. Dies erklärte die Ombudsstelle in einer aktuellen Veröffentlichung.

Einige Regionen sind besonders stark betroffen. Auf 10.000 Kinder kommen in Vichada 75, in Guaviare 60, La Guajira 58, Guainía 53 und im Hauptstadtbezirk Bogotá 41 Fälle.

Besonders in der nördlichen Wüstenregion La Guajira kritisieren Menschenrechtsorganisationen die Unfähigkeit des kolumbianischen Staates, gegen die in der Region herrschende Unterernährung und den bestehenden Wassermangel vorzugehen.

39,7 Prozent der Bevölkerung von La Guajira haben keine Zugang zu einer ausgewogenen Ernährung. Im Jahr 2021 sind 17 Wayúu-Kinder an Mangelernährung gestorben. 433 indigene Kinder, im Alter von bis zu fünf Jahren, sind unterernährt.

Die Bevölkerung Guaviares, einst eines der grünsten und artenreichsten Gebiete im Amazonasgebiet des Landes, leidet an den Folgen der Umweltverschmutzung und Zerstörung durch Viehzucht, Kautschukanbau und verschiedene illegale Anbauprodukte.

Vichada, das die höchste Unterernährungsrate bei Kindern aufweist, liegt an der Grenze zu Venezuela. In dieser Region fehlt es vor allem an der Trinkwasserversorgung. Der Zugang zu sauberem Wasser bleibt insbesondere den indigenen Gemeinschaften oft verwehrt. "Unsere indigenen Kinder sterben und niemand will sein Gesicht zeigen, niemand will etwas sagen", klagte eine indigenen Führerin im vergangenen Jahr an, als wieder ein Kind an einer Durchfallerkrankung starb.

"Die Zahlen verdeutlichen einmal mehr ein Problem, das wir dringend angehen müssen. Es kann nicht sein, dass immer mehr Kinder an vermeidbaren Krankheiten wie Unterernährung sterben. Es liegt in der Verantwortung aller, als Familie, Staat und Gesellschaft für die Kinder zu sorgen", bekräftigt Camaro. Deshalb fordert er "die kolumbianischen Krankenkassen (EPS) dringend auf, die Unterernährung von Kindern zu verhindern". Vor allem sei dabei eine bessere Überwachung des Sozialversicherungsystems seitens der Gesundheitsbehörde nötig.

Besonders die Strategien, Programme und Maßnahmen, welche 2020 in der Resolution 2350 beschlossen wurden und die auf die rechtzeitige Versorgung von Schwangeren, Kindern in den ersten Lebensjahren und das umfassende Management der Abhilfe bei mäßiger und schwerer akuter Unterernährung abzielen, sollen verstärkt werden.

"Sie haben keine Maßnahmen ergriffen, um die Kapazitäten des Gesundheitspersonals zu stärken, und auch nicht für die Prävention und Pflege, die darin als Maßnahmen für einen angemessenen Umgang mit Mangelernährung in der frühen Kindheit vorgestellt werden", kritisiert der Fachmann.

Die Umsetzung in den einzelnen Regionen sei für die Wirksamkeit und Schnelligkeit der Koordinierungs- und Verwaltungsmaßnahmen von großer Bedeutung.