Kolumbien / Politik

Farc-Dissidenten in Kolumbien bieten Petro Dialog an

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Das Kommuniqué, verlesen von Iván Mordisco, wurde im Internet per Video verbreitet.
Das Kommuniqué, verlesen von Iván Mordisco, wurde im Internet per Video verbreitet.

Bogotá. Die kolumbianische Guerillagruppe Farc-EP hat der Regierung von Gustavo Petro Gespräche angeboten. Petro tritt am 7. August die Präsidentschaft des Landes an.

In einem Video, das am Mittwoch im Internet verbreitet wurde, verliest der Oberkommandierende der Gruppe, der von kolumbianischen Medien als Néstor Gregorio Vera alias Iván Mordisco identifiziert wird, ein Kommuniqué, das vom 30. Juli datiert.

Nun sorgt für Spekulationen, was es mit Aussagen von Verteidigungsminister Diego Molano vom 15. Juli auf sich hat, Mordisco sei bei einer Operation der Armee gegen Lager der Guerilla getötet worden. Lokale Medien berichten, dass sein Leichnam laut Polizei nie gefunden wurde.

Die heute als Farc-EP aktive Bewegung, die als größte und einflussreichste Dissidentengruppe gilt, hatte sich bereits während der Friedensverhandlungen von der damaligen Guerilla getrennt und es abgelehnt, Teil des Abkommens von 2016 zu sein und sich zu demobilisieren. Ihr Anführer war zunächst der im Mai dieses Jahres von der Armee getötete Gentil Duarte, sein Nachfolger wurde Mordisco.

Die Guerilleros reagierten mit ihrem Kommuniqué auf Petros Ankündigung, er wolle einen "vollständigen Frieden" in Kolumbien erreichen, denn ohne Frieden könne das Land seine politischen, sozialen und institutionellen Probleme nicht lösen. Anfang Juli erklärte er, er werde "allen bewaffneten Gruppen" nach seinem Amtsantritt einen bilateralen Waffenstillstand vorschlagen, um Verhandlungen aufzunehmen. Die Umsetzung des Friedensabkommens ist bedeutender Bestandteil des Regierungsprogramms des Bündnisses Pacto Histórico.

Die Farc-EP strebe eine politische Lösung "für die vom Staat entfesselte Gewalt an" und sei bereit zu Gesprächen mit der Linksregierung, heißt es in dem Kommuniqué weiter. Petro und Vizepräsidentin Francia Márquez seien "echte Vertreter der Bestrebungen der popularen Klassen" und mit ihrer Wahl habe das kolumbianische Volk seine Entscheidung zum Ausdruck gebracht, "die Zügel des kolumbianischen Staates zu übernehmen".

Daher wolle man "im gemeinsamen Einvernehmen ein günstiges Klima für ein bilaterales Waffenstillstandsabkommen und wirksame Mechanismen schaffen, damit die vertriebenen und verarmten Massen sich an der Ausarbeitung der strukturellen Veränderungen beteiligen können, die der neue Kurs erfordert". Eine Verhandlungsdelegation stehe bereit.

Eine andere Farc-Dissidentengruppe, die "Farc-EP, Zweites Marquetalia", hatte bereits drei Tage nach dem Wahlsieg Petros ihr Bereitschaft zu Friedensgesprächen erklärt. In der Stellungnahme der 2019 neu gegründeten Guerilla hieß es, man werde die Linksregierung unterstützen und wolle verhandeln, "um den Krieg zu stoppen".