Ecuador / Politik

Ecuador: Polemik um Freilassung von Jorge Glas

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Ex-Vizepräsident Jorge Glas (Archivbild)
Ex-Vizepräsident Jorge Glas (Archivbild)

Quito/Portoviejo. Der ehemalige Vizepräsident Ecuadors, Jorge Glas, soll nach einem Urteilsspruch von vergangenem Freitag unter Berufung auf Habeas Corpus, freigelassen werden. Glas, der laut den in einem früheren Verfahren vorgebrachten medizinischen Gutachten unter diversen schweren psychischen und physischen Erkrankungen leidet, hatte sich dem Antrag eines anderen Inhaftierten angeschlossen, ohne diesen selbst gestellt zu haben – ein für viele Juristen nicht gültiges Vorgehen.

Die politische Brisanz der Causa Glas für die ohnehin geschwächte ecuadorianische Regierung wurde durch deren unmittelbare Reaktionen deutlich: So twitterte Präsident Guillermo Lasso ein Kommunique, in dem seine Regierung ankündigt, die Freilassung nicht zu akzeptieren. Zur Begründung hieß es, der Fall sei von Unregelmäßigkeiten begleitet und der Richter Banny Rubén Molina aus Portoviejo nicht zuständig gewesen. Dies nicht zuletzt, da noch ein Revisionsverfahrens beim Provinzgericht von Pichincha aussteht, welches sich derzeit mit dem Sachverhalt befassen soll.

Richter Molina wurde daraufhin am Dienstagabend festgenommen, weil er seine Befugnisse überschritten haben soll. Er hätte aufgrund einer vorherigen Suspendierung vergangenen Freitagmittag in der Sache Glas nicht entscheiden dürfen – so der Vorwurf. Molina stand im Verdacht, er habe sich von Inhaftierten für Haftvergünstigungen bezahlen lassen. Dieser Vorwurf wurde jedoch am Montag ausgeräumt und Molina wieder eingesetzt.

Es ist das zweite Mal innerhalb von vier Monaten, dass Glas unter Berufung auf Habeas Corpus aus dem Gefängnis entlassen werden soll. Die Zuständigkeit eines Richters wird ebenso zum zweiten Mal in Frage gestellt. Im Mai musste Glas wieder ins Gefängnis, nachdem er im April entlassen worden war, da das Provinzgericht von Santa Elena den damaligen Richter für "nicht zuständig" erklärt hatte (amerika 21 berichtete).

Glas war zunächst während der Präsidentschaft von Rafael Correa Vizepräsident. Zusammen mit Lenín Moreno als Präsidentschaftskandidat gewann er die Wahlen von 2017 und wurde erneut Vize. Nach politischer Kritik von Glas an Moreno entzog dieser ihm alle Aufgaben. Kurze Zeit später sah sich Glas mit mehreren Anklagen konfrontiert. In umstrittenen Gerichtsverfahren wurde er wegen den Vorwürfen der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Bestechung und Betrug zu einer sechsjährigen Haftstrafe verurteilt.

Glas hat die Vorwürfe immer bestritten. Er sieht sich zu Unrecht verurteilt und bezeichnet sich als politischen Gefangenen.