Wissenschafts- und Technologierat in Mexiko bekräftigt Glyphosat-Verzicht

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Mais wird seit über 10.000 Jahren in Mexiko angebaut und ist eine der ältesten Kulturpflanzen des Landes
Mais wird seit über 10.000 Jahren in Mexiko angebaut und ist eine der ältesten Kulturpflanzen des Landes

Mexiko-Stadt. Die Leiterin des Nationalen Rates für Wissenschaft und Technologie von Mexiko (Conacyt), María Elena Álvarez-Buylla, hat angesichts des fortdauernden juristischen Vorgehens des Chemiekonzerns Bayer gegen das Glyphosatverbot in Mexiko bekräftigt, dass Regierung und Bevölkerung das Recht auf gentechnikfreie, gesunde und biologisch vielfältige Nahrungsmittel weiter verteidigen.

Trotz einer von Bayer am 14. Juli erwirkten einstweiligen Verfügung gegen das Glyphosatverbot zeigte sich Álvarez-Buylla überzeugt, dass das Präsidialdekret vom 31. Dezember 2020, das den Erwerb und Vertrieb, Werbung, Einfuhr und Verwendung von Glyphosat in Mexiko verboten hat, durchgesetzt wird.

Glyphosat ist das weltweit am häufigsten verwendete Herbizid, das insbesondere im Anbau gentechnisch veränderter Kulturen (GVO) wie Soja und Mais eingesetzt wird. Im Jahr 2015 hat die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation es als "wahrscheinlich krebserregend" klassifiziert.

Die Regierung von Präsident Andrés Manuel López Obrador hatte daher Ende 2020 den Einsatz von Glyphosat schrittweise bis 2024 verboten. Das entsprechende Präsidialdekret sieht auch ein Verbot von GVO-Mais vor, da dessen Anbau mit Glyphosat einhergeht (amerika21 berichtete). Gegen das Glyphosatverbot geht Bayer seitdem juristisch vor.

Gegenüber der mexikanischen Tageszeitung La Jornada betonte die Conacyt-Leiterin, dass zahlreiche wissenschaftliche Erkenntnisse die Umwelt- und Gesundheits-Risiken von Glyphosat belegten. Die Wissenschaftlerin hat selbst jahrelang die Auswirkungen gentechnisch veränderter Pflanzen wie Mais in Kombination mit dem Herbizid Glyphosat erforscht. Tausende von unabhängigen Wissenschaftler:innen überprüfte Studien belegten, dass Glyphosat Erbgut-schädigend sei und oxidativen Stress verursache.

Mexiko hat im Zuge des Glyphosat-Verbots eine Ressort-übergreifende Zusammenarbeit der Ministerien für Umwelt, Gesundheit, Landwirtschaft und ländliche Entwicklung eingerichtet, die 60 Projekte zum Ersatz von Glyphosat durch biologische Schädlingsbekämpfungs- und Düngemittel bei Zitrusfrüchten, Mais und Avocados unterstützt. Auch Conacyt fördert bewährte agrarökologische Alternativen, durch die erwiesenermaßen die landwirtschaftliche Produktion bei einem Verzicht auf Glyphosat und GVOs sogar ansteigen könne. So gibt es im Bundesstaat Veracruz bereits eine Strategie für ökologischen Orangenanbau ohne Pestizideinsatz, deren Erfahrungen mit Erzeuger:innen in anderen Bundesstaaten geteilt wurden.

Der weltweite Glyphosat-Einsatz ist seit der Kommerzialisierung und dem Anbau von GVO-Mais, Baumwolle und Soja im Jahr 1996 um 1.500 Prozent gestiegen. Der Kampf dagegen sei langwierig, so Álvarez-Buylla, werde aber auch von zivilgesellschaftlichen Organisationen wie dem Netzwerk zur Verteidigung des Maises und der Kampagne "Ohne Mais gibt es kein Land" getragen. Mais wird seit über 10.000 Jahren in Mexiko angebaut und ist eine der ältesten Kulturpflanzen des Landes. Der Anbau von Gen-Mais in Kombination mit Glyphosat bedroht Mexiko als eines der Ursprungszentren der biologischen Vielfalt von Mais.

Sie verwies darauf, dass der mexikanische Rechtsrahmen mit dem Gesetz über die biologische Sicherheit gentechnisch veränderter Organismen eine besondere Schutzregelung für Mais enthalte, sowie auf das neue Bundesgesetz zur Förderung und zum Schutz von einheimischem Mais von 2020.

Laut der Spezialistin für Molekulargenetik und Gründungsmitglied der Vereinigung von gesellschaftlich engagierten Wissenschaftler:innen entspricht das Glyphosatverbot auch dem Vorsorgeprinzip und der Verteidigung der Menschenrechte, "denn wir alle haben das Recht auf gesunde Lebensmittel, die nicht durch GVO oder Agrargifte kontaminiert sind".