Brasilien: "Schrei der Ausgeschlossenen" gegen Hunger und Bolsonaro

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Rio de Janeiro am 7. September: Tausende gingen gegen Hunger und gegen Bolsonaro auf die Straße, während dieser sich an der Copacabana beim Marinemanöver von Anhänger:innen feiern ließ
Rio de Janeiro am 7. September: Tausende gingen gegen Hunger und gegen Bolsonaro auf die Straße, während dieser sich an der Copacabana beim Marinemanöver von Anhänger:innen feiern ließ

São Paulo et al. Am 200. Jahrestag der Unabhängigkeit Brasiliens hat die brasilienweite Demonstration "Grito dos Excluídos" ( Schrei der Ausgeschlossenen) zum 28. Mal stattgefunden.

Unter dem Motto "200 Jahre (Un)Abhängigkeit. Für wen?" gingen am 7. September in São Paulo, Rio de Janeiro sowie weiteren Städten tausende Brasilianer:innen auf die Straße. Die Proteste, die auch die Opposition zu den Pro-Regierungs-Festlichkeiten am Nationalfeiertag darstellten, verurteilen die immer größer werdende soziale Ungleichheit und Ernährungsunsicherheit und kritisierten den amtierenden Präsidenten Jair Bolsonaro scharf.

Ein zentraler Punkt der Demonstrationen ist der Kampf gegen den Hunger. So wurden in São Paulo 3.000 Lebensmittelpakete und Frühstück an über 5.000 wohnungslose Menschen verteilt. "Wenn mehr als ein Drittel der Bevölkerung unter Hunger leidet, kann das Thema [der Demonstration] kein anderes sein", erklärte Rosangela Pezotti, Koordinatorin des Franziskanischen Solidaritätsdienstes. "Wir müssen den Schrei der Menschen hörbar machen, die nicht einmal die grundlegendsten Rechte haben".

Der "Grito dos Excluídos" kritisiert neben dem Hunger auch die ansteigende Armut, die Wohnungsnot, die Arbeitslosigkeit und die mangelhafte Sozial-, Gesundheits- oder Bildungspolitik der aktuellen Regierung.

"Wir wollen ein Morgen der kollektiven Würde für diejenigen befördern, die ausgegrenzt sind, vom politischen System im Stich gelassen werden (...), obwohl sie eigentlich Zugang zu Gesundheit, Beschäftigung, Wohnraum, Kultur und Bildung haben sollten", so Carla Bueno, Agrarwissenschaftlerin der Landlosenbewegung MST.

Aktuellen Daten zufolge sind in Brasilien mehr sechs Millionen Haushalte von Wohnungsnot betroffen und 33 Millionen Menschen leiden Hunger. Während Bolsonaros Amtszeit nahmen diese Probleme – noch verschärft durch die Corona-Pandemie – erheblich zu.

Seit 1995 findet der landesweite "Grito dos Excluídos" statt. An den Demonstrationen nehmen soziale Bewegungen und Organisationen, Gewerkschaften und verschiedene christliche Initiativen teil.