Argentinien / Politik

Attentat auf Kirchner in Argentinien: Justiz ermittelt in Richtung militanter Ultrarechter

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Ein wahrscheinlicher dritter Beteiligter beim Attentat auf Kirchner wurde identifiziert
Ein wahrscheinlicher dritter Beteiligter beim Attentat auf Kirchner wurde identifiziert

Buenos Aires. Die Untersuchung des versuchten Mordanschlages gegen Vizepräsidentin Cristina Fernández de Kirchner geht weiter. Die Theorie vom "einsamen Wolf" ist inzwischen nicht mehr zu halten. Richterin Maria Eugenia Capuchetti erhob offiziell Anklage gegen Fernando Sabag Montiel und seine Partnerin Brenda Uliarte und beschuldigt die beiden, die Tat geplant zu haben.

Aus den Verbindungen im Telefon Uliartes sowie aus Bildern des Tatorts wurde nun ein wahrscheinlicher dritter Komplize identifiziert: Gabriel Carrizo. Dieser hatte kurz vor dem Attentat in seinem Whatsapp-Status geschrieben: "Mit Sicherheit wirst Du der nächste sein, Alberto". Gemeint ist Staatspräsident Alberto Fernández.

Nach den aktuellen Erkenntnissen gehören alle drei zu der Gruppe militanter Ultrarechter "Revolución Federal", die in den letzten Monaten öfters durch ihre gewaltsamen Demonstrationen aufgefallen ist und die Nähe zu Kreisen um den ultraliberalen Abgeordneten Javier Milei und der Präsidentin der konservativen Partei Propuesta Republicana (Pro), Patricia Bullrich, zeigen. Weitere Mitglieder waren offensichtlich über die Absicht eines Anschlags informiert. Wie weit sie an der Vorbereitung teilgenommen haben, wird derzeit noch untersucht.

Bekannt ist jedenfalls, dass sie als Zuckerwatteverkäufer getarnt tagelang die Umgebung der Wohnung der Vizepräsidentin ausgekundschaftet hatten. Aus diesem Grund wird die Gruppe inzwischen "La banda de los copitos" genannt (Die Bande der Zuckerwatteflocken). In einer Videoaufnahme ist der Täter selbst vier Tage vor dem Anschlag vor Ort zu erkennen, sehr nah am Gouverneur der Provinz Buenos Aires, Axel Kicillof, der an diesem Abend an einer Demonstration dort teilnahm.

Bemerkenswert ist ebenfalls, dass sowohl der Haupttäter sowie seine Freundin und Komplizin, aber auch andere Mitglieder, mehrfach in Straßeninterviews verschiedener Medien zu politischen Themen auftraten. Es wird vermutet, dass sie den Kamerateams auflauerten und sich dann aufdrängten, um ihre Meinungen zu verbreiten.

Die Arbeit von Richterin Capuchetti und Staatsanwalt Carlos Rivoli ist weiterhin umstritten: Neben der Panne des gelöschten Funktelefons des Angeklagten, kritisierte der Abgeordnete Rodolfo Tailhade (Frente de Todos, FdT)), dass unter den restlichen Teilnehmern der Gruppe noch keine Festnahme stattgefunden habe und man ihnen damit Zeit gebe, mögliche Spuren zu verwischen.

Auch Leopoldo Moreau, Abgeordneter der FdT und Vorsitzender des Geheimdienstausschusses, und Juan Grabois von der linken MTE äußerten sich in diese Richtung. Sie forderten zudem, dass die Rolle der Polizei der Stadt untersucht wird, die in der Vergangenheit eine offenkundige Untätigkeit gegenüber den Aktionen der "Revolución Federal" gezeigt habe und der auch die als Straßenverkäufer getarnten Späher hätten auffallen müssen. Buenos Aires hat ein sehr umstrittenes Überwachungssystem mit Gesichtserkennung und einer Datenbank mit über fünf Millionen personenbezogenen Akten. Es sollte auch geprüft werden, ob die Gruppe finanziell unterstützt wird und von wem.