Feministinnen in Lateinamerika fordern legalen Schwangerschaftsabbruch

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Demonstration am 28. September in Mexiko-Stadt
Demonstration am 28. September in Mexiko-Stadt

Mexiko-Stadt et al. Die weibliche Bevölkerung Lateinamerikas hat erneut ihre Stimme erhoben und den "legalen, freien, sicheren und kostenlosen Schwangerschaftsabbruch" gefordert.

Die Straßen und öffentlichen Plätze Mexikos, Kolumbiens, Argentiniens, Chiles, Uruguays, Boliviens, Perus und Venezuelas waren am 28. September, dem Internationalen Tag für die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs, durch die Protestplakate und Halstücher der Frauen grün gefärbt. In fast allen lateinamerikanischen Ländern taucht seit Jahren bei Manifestationen der Feministinnen der grüne Protestschal mit der Forderung nach legaler Abtreibung auf.

Der Kampf um das Recht auf Abtreibung ist seit jeher eine der Hauptforderungen der Frauenbewegung, zumal es nach internationalem Recht eng mit dem Schutz der Rechte der Frauen verbunden ist.

Während etwa Argentinien, Kolumbien, Kuba und Uruguay Schwangerschaftsabbrüche bis zu einem bestimmten Zeitpunkt legalisiert haben, zogen Länder wie Guatemala, El Salvador, Nicaragua und Honduras die Gesetze weiter an. In Chile und Brasilien ist der Schwangerschaftsabbruch nur in Fällen einer Vergewaltigung oder bei einem hohen gesundheitlichen Risiko für die Mutter oder den Fötus erlaubt. In El Salvador müssen Frauen im Falle einer Fehlgeburt jahrzehntelang ins Gefängnis, da dies als Totschlag geahndet wird.

Die Aktivistinnen unterstrichen ihre Demonstrationen mit Tänzen und feministischen Liedern, wie dem mittlerweile international bekannt gewordenen Protestlied Un violador en tu camino (Ein Vergewaltiger auf deinem Weg), das sich gegen die männliche Vorherrschaft und Gewalt in sämtlichen Lebensbereichen von Frauen richtet.

Mit den jährlichen Märschen wollen die Frauen die Gesellschaften auf ihre Rechte aufmerksam machen und für sexuelle- und Reproduktionsrechte sensibilisieren.

"Wir fordern eine umfassende Sexualerziehung und dass das Parlament ein Gesetz über sexuelle und reproduktive Rechte diskutiert, das die Abtreibung auf freiwilliger Basis einschließt", sagte Patricia Bráñez von der Articulación Feminista Campaña 28 de Septiembre (Feministische Artikulationskampagne 28. September).

Ähnlich äußerte sich eine junge venezolanische Aktivistin gegenüber der peruanischen Zeitung El Comercio besorgt um die Gesetzeslage in ihrem Land. Es sei wichtig, dass jede Frau entscheiden könne, ob sie Mutter werden möchte oder nicht. Sie führte weiter an, dass in Venezuela Abtreibung weiterhin als Tabuthema behandelt werde.

In der Hauptstadt Boliviens zogen etwa 200 Frauen mit Transparenten und lila-grünen Fahnen durch die Straßen und sangen das Lied: "Wenn es keine legale Abtreibung gibt, werden wir die Straßen schließen und die Kathedrale niederbrennen". In der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá kam es tatsächlich auch dazu, dass Teilnehmerinnen der Proteste die Türe einer Kathedrale anzündeten und das Gebäude mit feministischen Parolen besprühten.

Unterdessen hat Chiles Frauenministerin Antonia Orellana bekanntgegeben, dass ihre Regierung seit dem 28. September an Rechtsvorschriften arbeitet, die einen freiwilligen Schwangerschaftsabbruch ohne Angabe von Gründen ermöglichen sollen.