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Energieministerium und Stromversorger auf Kuba unter neuer Leitung

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Ein Kraftwerk mit Dieselgeneratoren von MTU in der Provinz Matanzas. Bis zum Jahresende sollen über 300 Kleinkraftwerke ans Netz gehen
Ein Kraftwerk mit Dieselgeneratoren von MTU in der Provinz Matanzas. Bis zum Jahresende sollen über 300 Kleinkraftwerke ans Netz gehen

Havanna. Die Regierung von Kuba hat die Spitzen des Ministeriums für Energie- und Bergbau und des staatlichen Stromversorgers Unión Electrica (UNE) neu besetzt. Der 60-jährige Ingenieur Vicente de la O Levy löst Nicolás Liván Arronte als Minister ab, während UNE jetzt von Alfredo López Valdés geleitet wird.

Die personelle Veränderung findet inmitten der schwersten Energiekrise seit der Sonderperiode der 1990er Jahre statt. Aufgrund zu geringer Erzeugungsleistung der Kraftwerke finden teilweise mehr als acht Stunden anhaltende angekündigte Abschaltungen statt. Der landesweite Kollaps des Stromnetzes in Folge von Hurrikan "Ian" hatte kürzlich lokale Proteste zur Folge.

O Levy fungierte bislang als Präsident der staatlichen Elektronik-Unternehmensgruppe GELECT. Er ist Maschinenbauingenieur und hat "von der Basisebene aus verschiedene Stufen wie Projektspezialist, Wartungs-, Produktions- und Unternehmensleiter bis hin zum stellvertretenden Minister für Eisen- und Stahlindustrie durchschritten", schreibt das Portal Cubadebate. Zwischen 2005 und 2010 stand er dem Stromversorger UNE vor. Die Ära war geprägt von der Umsetzung der "Energierevolution" unter Fidel Castro und einem verheerenden Hurrikan. O Levy war damals Ideengeber rund um das System der dezentralen Kraftwerke, mit dem die Stromabschaltungen erfolgreich reduziert werden konnten.

Der 70-jährige López Valdés ist Elektronikingenieur und verfügt laut Cubadebate über "umfangreiche Erfahrungen in dem Sektor, die er an der Basis unter anderem als Produktions- und Betriebsleiter gesammelt hat". Später wurde er Direktor der Zweigstelle des Stromversorgers in Havanna sowie Leiter der Unternehmensgruppe zur Wartung der Kraftwerke. Außerdem war er zeitweise Minister für Fischerei, Energie- und Bergbau sowie Industrieminister.

Die zu bewältigenden Aufgaben sind immens. Mehrere Großkraftwerke versagten in der ersten Jahreshälfte den Dienst. Nach einer zeitweiligen Verbesserung war das tägliche Erzeugungsdefizit in den letzten Wochen wieder im vierstelligen Megawattbereich angelangt. Am Dienstag fehlten zur Spitzenzeit 1.125 Megawatt bei einer Nachfrage von 3.200 Megawatt. Neun von 20 Kraftwerksblöcken sind derzeit außer Betrieb. Zusammen mit schwimmenden Kraftwerken und Dieselgeneratoren können so nur rund zwei Drittel des nationalen Strombedarfs gedeckt werden.

Ein ständiger Unsicherheitsfaktor ist die 1988 errichtete Anlage "Antonio Guiteras", das jüngste und leistungsfähigste Kraftwerk. Nachdem die fällige Generalüberholung ausgesetzt wurde, muss der Meiler aufgrund wiederkehrender Probleme immer wieder nach kurzer Zeit vom Netz genommen werden.

Ende August stellte Energieminister Arronte Cruz einen Plan vor, mit dem sich über die Wiederherstellung von 339 Generatorengruppen, weiterer Kraftwerksschiffe und Reparaturen die Lage zum Jahresende deutlich entspannen soll. Dabei sollen O Levys Erfahrungen während der "Energierevolution" zum Einsatz kommen und auf mehr Dezentralität gesetzt werden. Die Finanzierung ist laut Präsident Miguel Díaz-Canel gesichert.