USA und Bolsonaro setzen ihren Kandidaten bei der BID durch, Mexiko übt scharfe Kritik

Neuer Chef der Interamerikanischen Entwicklungsbank von Bolsonaro vorgeschlagen. Mexiko über Einfluss der USA und Brasilien verärgert

Die Wahl des neuen Chefs der Interamerikanischen Entwicklungsbank Ilan Goldfajn (links) stößt in Mexiko auf Kritik

Die Wahl des neuen Chefs der Interamerikanischen Entwicklungsbank Ilan Goldfajn (links) stößt in Mexiko auf Kritik
Die Wahl des neuen Chefs der Interamerikanischen Entwicklungsbank Ilan Goldfajn (links) stößt in Mexiko auf Kritik

Washington/Mexiko-Stadt. Ilan Goldfajn ist neuer Präsident der Interamerikanischen Entwicklungsbank (Banco Interamericano de Desarrollo, BID). Der brasilianische Ökonom setzte sich bei der Wahl in Washington mit 80 Prozent der Stimmen gegen vier weitere Kandidaten aus Mexiko, Argentinien, Chile und Trinidad und Tobago durch. Insbesondere in Mexiko sorgt das Ergebnis und der designierte Präsident wegen seiner Nähe zu den USA und Brasiliens amtierendem Präsidenten Jair Bolsonaro für Unmut. 

Mexikos Präsident, Andrés Manuel López Obrador, äußerte nicht nur Kritik an der Durchführung der Wahl, sondern auch an der Person Goldfajns und stellte die Auswahlmethoden und die gesamte Institution in Frage. Das Ergebnis und die fehlenden strukturellen Veränderungen bei der BID bezeichnete er als "immer das Gleiche". Demnach würden sich die Abstimmenden vorab mit den USA auf einen Kandidaten einigen und diesen dann wählen. Dies sei ein Vorgehen, das in der neoliberalen Periode Anwendung fand. Den zukünftigen BID-Chef ordnet er einer Gruppe zu, die der von den USA geführten Politik nahesteht.

Der 56-jährige Goldfajn ist in der Vergangenheit bereits in führender Position bei der Itaú Unibanco, der größten Privatbank Südamerikas, und als Chef der brasilianischen Zentralbank aktiv gewesen, bevor er 2019 kurzzeitig auch dem Kabinett Jair Bolsonaros angehörte. Letzterer hatte ihn als Wunschkandidaten für die Wahl des BID-Präsidenten nominiert, um auch über seine Amtszeit hinaus Einfluss nehmen zu können. Brasiliens designierter Präsident Lula da Silva versuchte zwischenzeitlich vergebens, die Wahl auf 2023 zu verschieben, um dann selbst einen geeigneten Vertreter vorzuschlagen. 

Ilan Goldfajn wird der siebte Präsident der BID sein, nachdem die Honduranerin Reina Irene Mejía Chacón (2022) als Interimspräsidentin Mauricio Claver-Carone (2020-2022) vertrat, der Ende September wegen Verstoßes gegen die Ethikregeln seines Amtes enthoben wurde. Auch bei dessen Wahl spielte Bolsonaro eine entscheidende Rolle, als er dem vom damaligen US-Präsidenten Donald Trump vorgeschlagenen Kandidaten seine Stimme gab. Damit stand zum ersten Mal in 60 Jahren ein US-Amerikaner an der Spitze der Bank.

Goldfajn hatte vor der Wahl die Prioritäten seiner fünfjährigen Amtszeit festgelegt, die unter anderem den Kampf gegen die Armut und Ungerechtigkeit, eine bessere Verteilung und Produktion von Nahrungsmitteln, die Bekämpfung des Klimawandels sowie den Ausbau von Infrastrukturen umfassen sollen.

Der mexikanische Staatschef wirft der Interamerikanischen Entwicklungsbank und weiteren internationalen Institutionen, wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) dagegen vor, das Ziel der Entwicklungsförderung zu verfehlen. Diese Institutionen würden "Machthaber retten“, anstatt die Entwicklung der Völker zu fördern. Es mangele an echter Unterstützung für die Mehrheit der Bevölkerung Lateinamerikas, bekräftigte er.

Mit Investitionen von rund 27 Milliarden US-Dollar im letzten Jahr ist die BID die wichtigste Förderbank der Region.