Abya Yala Soberana-Netzwerk diskutiert in Guatemala Perspektiven des Buen Vivir

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Delegierte aus 14 lateinamerikanischen Länder sowie aus Puerto Rico und dem Baskenland nahmen an dem Treffen teil
Delegierte aus 14 lateinamerikanischen Länder sowie aus Puerto Rico und dem Baskenland nahmen an dem Treffen teil

Sacatepéquez. In Guatemala hat sich ein Treffen sozialer Bewegungen aus Lateinamerika mit "Herausforderungen der Dekolonialisierung für das Gute Leben" befasst.

Zu der dreitägigen Veranstaltung eingeladen hatte das Netzwerk "Abya Yala Soberana", organisiert wurde sie von der guatemaltekischen Landarbeiterorganisation Comité de Desarrollo Campesino (Codeca).

"Abya Yala" ist in der Sprache der Kuna aus Panama die Bezeichnung für den lateinamerikanischen Kontinent. Sie wurde von den politisch organisierten indigenen Bevölkerungen weitgehend übernommen.

Anwesend waren insgesamt 100 Delegierte aus 14 lateinamerikanischen Länder sowie aus der US-Kolonie Puerto Rico und dem Baskenland. Verschiedene indigene Gemeinschaften waren vertreten. Auf dem Programm standen Podiumsdiskussionen und Arbeitsgruppen.

Nicht teilnehmen konnten dagegen einige Delegierte aus Ecuador und Bolivien sowie die gesamte venezolanische Delegation, da die Behörden ihnen das Visum verweigerten.

Aus Guatemala waren neben Codeca-Mitgliedern auch Vertreter anderer Landarbeiterorganisationen, Studierenden- und kirchliche Gruppen beteiligt. In seiner Eröffnungsansprache betonte Mauro Vay Gonón, Generalkoordinator von Codeca, der US-Imperialismus sei der "gemeinsame Feind der Völker".

In einer der Diskussionsrunden zum Thema "Das gute Leben als Horizont für Abya Yala", beschrieb Ancizar Majin vom "Regionalen indigenen Rat des Cauca" aus Kolumbien das Konzept einer eigenen Regierung der indigenen Völker: Regionale Versammlungen treffen politische Entscheidungen und regeln auch die Gesundheitsversorgung, Produktion und Landwirtschaft. Im Departamento Cauca gebe es viele Bodenschätze, "wir erlauben aber keine Ausbeutung", so Majin. Vom neuen Präsidenten Gustavo Petro erwarte der Regionale Rat, dass er die indigene Selbstverwaltung unterstütze und weiterentwickeln werde.

Udiel Miranda von der Organisation Copae aus dem guatemaltekischen Departamento San Marcos führte aus, dass das "Buen Vivir" besonders in Gemeinden "weit weg von den städtischen Zentren existiert", dort sei "der Kapitalismus gebremst". Miranda berichtete über Erfahrungen mit traditioneller Medizin und einem indigenen Rechtssystem, das auf Ausgleich und Wiedergutmachung statt auf Bestrafung orientiere.

Am letzten Tag fand ein Forum von Vertreterinnen von Frauenorganisationen aus sieben Ländern statt. Rocio Florencia Julián von der indigenen Frauenorganisation Red Chacha Warmi aus Argentinien schilderte die Schwierigkeiten für indigene Frauengruppen in einem Land, das allgemein als "weißes" Land in Lateinamerika angesehen werde. Victoria Herrera Pachecho aus Chile plädierte für einen popularen Feminismus, der auch Männer einbeziehe. Ihre Organisation Ukumau definiere sich als feministisch, es seien aber auch Männer aktiv.

In Peru setze die Rechte auf einen Staatsstreich gegen die Regierung des linken Präsidenten Pedro Castillo und nutze dafür das von ihr dominierte Parlament, berichtete Santos Saavedra von den "Rondas Campesinas" aus Peru. Franklin Eleutorio Columba aus Ecuador charakterisierte die aktuelle Regierung als "rechtsradikal" und "neoliberal". Aber auch die Linke akzeptiere indigene Ideen teilweise nicht und versuche, der indigenen Bewegung ihre eigenen aufzudrängen.

Das Abschlussplenum leitete Ronaldo Ortiz von der Organisation Frenadeso aus Panama. Er plädierte für die Weiterentwicklung der Klassenkämpfe und dafür, diese auch so zu bezeichnen. Alle sozialen Konflikte "sind im Kern Klassenauseinandersetzungen, Konflikte zwischen Proletariern und Kapitalisten".

Vorschläge zur Verbesserung der Arbeit des Netzwerkes wurden ebenfalls ausgearbeitet, so etwa der weitere Aufbau von Strukturen in den verschiedenen Ländern, politische Schulungen und die Unterstützung von sozialen Bewegungen, die besonders angegriffen werden sowie koordinierte gemeinsame Aktionen in verschiedenen Ländern am selben Tag.