Santiago. Am Montag ist nach 8 Tagen und zahlreichen Blockaden von Straßen im ganzen Land der Streik der LKW-Fahrer in Chile beigelegt worden. Nach einer Reihe von erfolglosen Verhandlungsrunden in den vorausgegangenen Tagen konnte nun eine Einigung zwischen Unternehmern, Regierung und Vertretern der LKW-Fahrer erzielt werden.
14 Punkte sieht die unterzeichnete Vereinbarung zwischen den beteiligten Akteuren vor. Die wichtigsten sind das Einfrieren des Dieselpreises für 120 Tage, die Einrichtung von Sicherheitspunkten durch die Polizei in den nördlichen Regionen, die Errichtung von acht Raststätten in derselben Region, sowie die Gründung eines "Runden Tischs", der die Einhaltung der Vereinbarung überwacht.
Der Einigung gingen heftige Auseinandersetzungen zwischen Regierung und LKW-Fahrern voraus. Letztere hatten über Tage die Arbeit niedergelegt, Straßen im ganzen Land blockiert und die Nutzung wichtiger Autobahnen unmöglich gemacht. Nach Aussagen von Zeugen in sozialen Netzwerken und weiteren Medien sollen die Besetzer Geld für die Durchfahrt auf der Autobahn verlangt haben. Mitarbeiter einer Filmproduktionsfirma sagten gegenüber Radio BioBio, dass die LKW-Fahrer von ihnen 300.000 chilenische Pesos, etwa 320 Euro, für die Weiterfahrt verlangten.
Die LKW-Fahrer und ihre politischen Vertretungen sind in Chile politisch weit rechts zu verorten. Anfang der 1970er sollte ein wochenlanger, durch den US-amerikanischen Auslandsgeheimdienst CIA finanzierter Streik die Regierung des Sozialisten Salvador Allende stürzen. Diese Ereignisse sind bis heute im kollektiven Gedächtnis der Chilenen verankert. Nach dem Militärputsch 1973 wurden die Transportunternehmen mit Subventionen geflutet und der Schienenverkehr Chiles abgebaut. Auch in der jüngeren Vergangenheit wurden Streiks der LKW-Fahrer durch die politische Rechte benutzt, um den sozialen Aufstand von 2019 zu schwächen und den Konflikt zwischen dem chilenischen Staat und den indigenen Mapuche zu beeinflussen.
In den nächsten Tagen wird erwartet, dass sich die stark gestiegenen Preise auf zahlreiche Produkte für die Verbraucher normalisieren und sich die Engpässe bei Lieferketten entspannen. Viele Unternehmer, vor allem Obsthändler, aber auch viele Verbraucher hatten in den letzten Tagen auf eine Einigung gedrängt.
Obwohl der Streik beendet ist, dürfte der Konflikt mit den Transportunternehmen und LKW-Fahrern noch nicht sein Ende gefunden haben. Projekte der Regierung zur Förderung des Zugverkehrs und der Schieneninfrastruktur können unabhängig von Sicherheitsfragen oder Spritpreisen die Spannungen jederzeit wieder aufleben lassen. Auch die Anklagen gegen 22 Personen im Zusammenhang mit dem Streik und auf Grundlage des Staatssicherheitsgesetztes bergen erhöhtes Konfliktpotential.