Mexiko: Einwohner von San Gregorio kämpfen um Wasser

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Plakat zur Einladung zu Generalversammlung in San Gregorio
Plakat zur Einladung zu Generalversammlung in San Gregorio

Mexiko-Stadt. Die Einwohner des Dorfes San Gregorio Atlapulco im Bezirk Xochimilco in Mexiko-Stadt verlangen den sofortigen Stopp des Aufbauprojekts des Wasser-Sammelstrangs Actopan. Denn statt einer Sanierung des Entwässerungskanals, wie die Behörden anfänglich behaupteten, handle es sich gegenwärtig um die Umleitung von Trinkwasser von San Gregorio Atlapulco nach Mexiko-Stadt.

"Entweder entfernt die Regierung die Wasserleitungsrohre und Maschinen oder wir machen es selbst", erklären die Dorfbewohner.

Am vergangenen 1. Dezember, nachdem diese Umleitung aufgedeckt wurde, entschied sich eine Gruppe von 15 Seniorinnen aus Protest zur Sperrung der Hauptstraße. Darauf reagierte die Bezirksregierung von Xochimilco mit der Entsendung von 300 Mann einer polizeilichen Spezialeinheit, um die Blockade aufzulösen.

Es wurden Razzien in den naheliegenden Häusern durchgeführt. Zudem wurde Gewalt gegen die Seniorinnen und weitere Einwohner von San Gregorio ausgeübt, die auf die Hilferufe der Frauen reagiert und versucht hatten, die Spezialeinheit mit Stangen, Steinen und Holzstöcken zurückzudrängen. Bei dieser zweitägigen Auseinandersetzung wurden drei Zivilisten und 21 Mitglieder der Spezialeinheit verletzt, 19 mussten ins Krankenhaus gebracht werden.

Laut den Behörden von Mexiko-Stadt wurde vor dem Beginn der Bauarbeiten ein Bürgerentscheid in San Gregorio durchgeführt, bei dem für das Bauprojekt entschieden worden sei.

Dem widersprechen jedoch die Einwohner von San Gregorio und blockieren seit dem 1. Dezember die Hauptstraße des Dorfes und halten eine Mahnwache ab, um die Wasserquellen, die auf ihrem Territorium liegen, zu verteidigen. Wichtige Entscheidungen werden in einer Generalversammlung getroffen.

Bei einem Gespräch mit dem Regierungssekretär von Mexiko-Stadt, Marti Bartres, haben die Einwohner ihre Forderungen vorgelegt: die sofortige Einstellung des Bauprojekts, den Rücktritt des Abgeordneten von Xochimilco, José Carlos Acosta (Morena-Partei) und seiner Arbeitsgruppe, sowie ein Prozess gegen die Politiker, die den Befehl gegeben haben, die Straßensperre unter massiver Gewaltanwendung durch die Spezialeinheit aufzulösen.

In seiner Pressekonferenz am 6. Dezember äußerte sich auch Staatspräsident Andrés Manuel López Obrador zu dem Geschehen: "Wir befinden uns in einer anderen Epoche, in der die Repression nicht erlaubt ist". Die Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt Claudia Scheinbaum "denkt genauso wie ich, nämlich die Gewaltanwendung bei sozialen Konflikten zu vermeiden. Sie hat diesen Befehl nicht gegeben", ergänzte er.

Am vergangenen Donnerstag hat Acosta indes angekündigt, sich mit Vertretern der Generalversammlung von San Gregorio treffen zu wollen. Dies solle in einem "neutralen Raum" stattfinden, entweder im Rathaus von Mexiko-Stadt oder im Büro der Nationalen Menschenrechtskommission. "Dabei werden Vorschläge angehört, um eine Lösung für den Konflikt zu finden", heißt es dazu in den Medien. Die Bewohner von San Gregorio sind für einen Dialog offen, dieser soll jedoch in ihrem Dorf stattfinden.

Das Bauprojekt in San Gregorio ist Teil der Stadtplanungspolitik der Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt und soll die Entwicklung der Hauptstadt für die nächsten 15 Jahre vorgeben. Die Architekten der Nationalen Universität Mexikos kritisieren, dass diese Politik sich vor allem an einer wirtschaftlichen Entwicklung und am Immobilienmarkt orientiere, weder die Natur noch das Ökosystem würden berücksichtigt.

Inzwischen haben die Bezirke Milpa-Alta und Xoco von Mexiko-Stadt ihre Solidarität mit San Gregorio erklärt, ebenso die indigenen Purépecha- und Otomí--Gemeinschaften.