Venezuela / Wirtschaft

Wirtschaft in Venezuela wuchs 2022 um über 17 Prozent

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Ignacio Ramonet interviewte Maduro am 2. Januar für Telesur
Ignacio Ramonet interviewte Maduro am 2. Januar für Telesur

Caracas. Die venezolanische Zentralbank (BCV) hat für die ersten neun Monate des Jahres 2022 ein Wirtschaftswachstum von 17,73 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gemeldet.

"Mit diesem Ergebnis gab es fünf aufeinanderfolgende Trimester mit positiven Entwicklungen in den meisten wirtschaftlichen Aktivitäten, was die günstige Entwicklung der nationalen Produktion widerspiegelt, die im dritten Quartal 2021 begann", heißt es in einer Erklärung der Bank.

Die nicht Öl basierte Wirtschaftstätigkeit des Landes wuchs zwischen Januar und September um 14,49 Prozent, das verarbeitende Gewerbe nahm um fast 40 Prozent zu. Auf den privaten Sektor entfielen 40,16 Prozent des industriellen Aufschwungs, angeführt von der Maschinen-, Chemie-, Metall-, Kunststoff-, Textil-, Lederwaren- und Lebensmittelproduktion. Der staatliche Sektor verzeichnete einen Anstieg von 36,27 Prozent, der "hauptsächlich auf die Reaktivierung staatlicher Unternehmen wie Venalum, Alcasa, Pequiven und Lácteos Los Andes zurückzuführen ist".

Weitere Bereiche mit einem Wachstum waren Transport und Lagerung (54,35 Prozent), Bau (34,45 Prozent) und Einzelhandel (25,28 Prozent). Der BCV-Bericht hebt auch hervor, dass die Exporte und Importe um 32,57 bzw. 11,43 Prozent gestiegen sind.

In einem Telesur-Interview hob Präsident Nicolás Maduro kürzlich den Fortschritt bei den Bemühungen hervor, das Modell der Erdöl-Rentenökonomie zu überwinden: Zum ersten Mal seit mehr als 100 Jahren wachse die Wirtschaft, "die Lebensmittel, Waren, Dienstleistungen und Wohlstand produziert und die Steuern bezahlt. Wir brechen Rekorde bei der Steuererhebung für das Jahr 2022", sagte er. Die Steuerbehörde des Landes gab bekannt, dass sie zwischen Januar und November 2022 4,27 Milliarden US-Dollar eingenommen hat, das sind 93 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Venezuela war früher weitgehend von Lebensmittelimporten abhängig, aber "heute produzieren wir 94 Prozent der Lebensmittel, die in venezolanische Haushalte gehen. Das ist ein landwirtschaftliches Wunder, das Ergebnis der Arbeit von Hunderten von Landwirten", so Maduro.

Es bedürfe aber noch großer Anstrengungen auf dem Weg der Diversifizierung. "Venezuela durchläuft die erste Phase eines langen Zyklus der Erholung und des strukturellen Wachstums, einer neuen Ökonomie, und wir werden diesen Weg fortsetzen", betonte er.

Befragt nach der Geldentwertung in der zweiten Jahreshälfte 2022 verwies Maduro auf "offene Wunden" des jahrelangen Wirtschaftskriegs gegen die Landeswährung. Den Behörden zufolge werden Kryptowährungsbörsen genutzt, um den Wechselkurs aufzublähen. "Wir werden diese Situation kontrollieren. Die Wirtschaftssektoren und die Regierung werden ein stabiles Wechselkurssystem aufbauen, um die Währung zu verteidigen", versicherte er.

Trotz der Maßnahmen zur Überwindung der Rentenökonomie bleibt die Erholung der Ölindustrie eine Priorität der Regierung. In dem Interview bekräftigte der Präsident, dass Energieunternehmen aus den USA, Asien und Europa willkommen sind, in Venezuela zu investieren.

Laut dem BCV-Bericht stieg die Erdölproduktion zwischen Januar und September 2022 um 27,09 Prozent. Die Produktion hat sich zwar leicht erholt, stagniert aber zwischen 600.000 und 700.000 Barrel pro Tag, da die Ölindustrie weiterhin durch die US-Sanktionen behindert wird. Die Ausfuhren erreichten im vergangenen Jahr mit der Wiederaufnahme der Rohöllieferungen nach Europa zum Teil Spitzenwerte.

Es wird erwartet, dass die Produktion und der Export leicht ansteigen werden, da der US-Konzern Chevron seine Tätigkeit im Land wieder aufgenommen hat. Das US-Finanzministerium hatte eine begrenzte Befreiung von den Sanktionen genehmigt. Am 3. Januar verschiffte der Konzern eine 500.000 Barrell-Ladung schweres Hamaca-Rohöl, Bestimmungsort war die Raffinerie des Unternehmens in Pascagoula, Mississippi.

Dies war die erste Lieferung in die USA seit 2018, nachdem Washington im Jahr zuvor Finanzsanktionen gegen PDVSA verhängt hatte. Diese Strafmaßnahmen wurden durch das Ölembargo von 2019 sowie durch sekundäre Sanktionen und andere Drohungen im Laufe des Jahres 2020 verschärft.

Ein weiteres von Chevron gecharterter Tanker traf in venezolanischen Gewässern ein, an Bord befanden sich rund 500.000 Barrel schweres Naphtha, das für den Betrieb des Rohöl-Upgraders von Petropiar verwendet wird.

Die Rückkehr Chevrons "bedeutet jedoch nicht, dass irgendeine Sanktion aufgehoben wurde", betonte Maduro.