US-Militärchefin: China und Russland "bösartige Akteure" in Lateinamerika

Southcom-Generalin betont strategische Bedeutung der rohstoffreichen Region für "nationale Sicherheit" der USA. Sorge über großen Einfluss russischer Medien

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Richardson, Kommandierende Generalin des Southcom, erläuterte die Bedeutung Lateinamerikas für die USA
Richardson, Kommandierende Generalin des Southcom, erläuterte die Bedeutung Lateinamerikas für die USA

Washington/Caracas. Für Schlagzeilen sorgen in Lateinamerika derzeit die jüngsten Äußerungen der Kommandierenden Generalin des US-Südkommandos, Laura Richardson. Sie hatte am Samstag bei einer Debatte der US-amerikanischen Denkfabrik Atlantic Council über die strategische Bedeutung der natürlichen Ressourcen der Region für die USA gesprochen und die Volksrepublik China als den größten "bösartigen Gegner" dort bezeichnet, gefolgt von Russland.

Richardsons Aussagen wurden nur wenige Tage vor dem 7. Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (Celac) publik, das am heutigen Dienstag in Argeniniens Hauptstadt Buenos Aires stattfindet. Der Celac gehören alle 33 souveränen Staaten Amerikas außer den USA und Kanada an.

"Diese Region ist sehr wichtig für unsere nationale Sicherheit", betonte die Chefin des US-Southcom, das verantwortlich für die Koordination und Führung aller militärischen Operationen der USA in Lateinamerika und der Karibik ist. Zur Begründung führte sie die "reichen Ressourcen, Seltenen Erden und Lithium" an. "Sechzig Prozent der weltweiten Vorkommen befinden sich im Lithiumdreieck Argentinien, Bolivien, Chile". Des weiteren nannte sie die enormen Öl-, Kupfer und Goldressourcen Venezuelas und die vor Guyana entdeckten Ölvorkommen, den Amazonas-Regenwald als "große Lunge der Welt" und die 31 Prozent der globalen Süßwasserreserven, die in der Region lagerten.

Die USA seien dort mit einer neuen Art von Wettbewerb konfrontiert und hätten daher "eine Menge Arbeit zu tun", schlussfolgerte sie. "Es hat viel mit der nationalen Sicherheit zu tun und wir müssen unser Spiel verstärken" (We need to step up our game).

In dem einstündigen Gespräch, das die NBC-Korrespondentin für nationale Sicherheit und Militär, Courtney Kube, für das Atlantic Council führte, betonte Richardson: "Es ist eine außergewöhnliche Zone" mit einem "unglaublichen Handelsangebot", von dem derzeit vor allem China profitiere.

Die Volksrepublik ist laut der Viersternegeneralin der wichtigste "bösartige staatliche Akteur", mit dem die USA in der Region "in strategischer Konkurrenz stehen".

"Die Invasion und die Tentakel der Volksrepublik China in den Ländern der westlichen Hemisphäre, die so nahe an den USA liegen, beunruhigen mich sehr", so Richardson. 21 der 31 Länder in der Region haben sich nach ihren Angaben dem globalen chinesischen Infrastrukturprojekt angeschlossen, das auch als "Neue Seidenstraße" bezeichnet wird. Das asiatische Land investiere in kritische Infrastrukturen wie Tiefwasserhäfen, Raumfahrt oder Telekommunikation, etwa mit 5G-Netzen und dem Unternehmen Huawei.

Das Handelsvolumen zwischen China und Lateinamerika und der Karibik sei von 18 Milliarden US-Dollar im Jahr 2002 auf heute rund 450 Milliarden gestiegen und werde "in naher Zukunft" 750 Milliarden erreichen, prognostizierte Richardson und betonte: "Es steht viel auf dem Spiel."

Der zweite Hauptgegner sei Russland. Es gebe die Beziehungen zu Kuba, Nicaragua und Venezuela, zudem hätten sechs weitere Länder russische militärische Ausrüstung, "und wir arbeiten daran, diese durch US-Ausrüstung zu ersetzen, wenn diese Länder sie für die Ukraine spenden", sagte sie, ohne Namen zu nennen. Die gegen Russland verhängten Sanktionen seien dabei hilfreich, da sie den Zugang zu Ersatzteilen und Nachschub versperrten.

Das Hauptproblem sei indes die "Desinformation" durch russische Medien wie Sputnik Mundo und RT en Español und wie "vorherrschend" ihr Einfluss in der Region sei, vor allem bei der jungen Generation. Das Southcom arbeite mit seinen Partnern "sehr hart daran" dem entgegenzutreten. Auf Nachfrage der Moderatorin, welche Ziele die Russische Föderation in Lateinamerika verfolge, antwortete die Southcom-Chefin: "Unsicherheit und Instabilität in der direkten Nachbarschaft der USA zu verbreiten und die Länder fernzuhalten von den USA und den Demokratien."

Als dritten "Gegner" führte Richardson transnationale kriminelle Organisationen an, die ebenso für "Unsicherheit und Instabilität" sorgten, was China und Russland ausnutzten, um sich "dort niederzulassen und sich zu bereichern".

Venezuelas Verteidigungsminister Vladímir Padrino López kommentierte Richardsons Ausführungen via Twitter: "Das Imperium hat Recht, was die Menge an strategischen Ressourcen in dieser Region angeht. Aber Lateinamerika ist nicht länger ein Stück Land, das man ausplündern kann." Dort entstehe ein geopolitischer Block, "der für den Aufbau einer neuen multipolaren Weltordnung entscheidend sein wird". Kommunikationsminister Freddy Ñáñez kritisierte, die USA sprächen nicht nur "schamlos" über ihre Ansprüche auf Südamerika und seine natürlichen Reichtümer, sondern gingen wie selbstverständlich davon aus, "dass es hier keine souveränen Regierungen oder Völker gibt, die sie verteidigen."