Neue Todesdrohungen gegen Umweltschützer in Kolumbien

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Argumente gegen die von COLCCO geplante Mine
Argumente gegen die von COLCCO geplante Mine

El Carmen de Chucurí. Die paramilitärische Gruppe Autodefensas Gaitanistas de Colombia hat 20 Umweltschützer mit dem Tode bedroht. Darüber informierte die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Corporación Compromiso.

Die Aktivisten sind Teil einer Gruppe von Demonstranten, die ab dem 9. Januar für mehrere Tage mit der Blockade einer wichtigen Verbindungsstraße gegen eine in der Region Santander geplante Kohlemine protestieren. Sie fordern, dass die zuständige regionale Behörde die Genehmigung der Mine zurückzieht. Unter den bedrohten Personen ist auch Mauricio Meza Blanco, Präsident des Direktoriums von Corporación Compromiso.

Die von dem Unternehmen COLCCO geplante Mine umfasst nach Angaben der Umweltschützer rund 1.900 Hektar. Die für die Genehmigung zuständige regionale Behörde Corporación Autónoma Regional de Santander spricht dagegen von maximal 30 Hektar.

COLCCO will dort Kohle im Tagebau und in Stollen abbauen. Das betroffene Gebiet befindet sich in der Gemeinde El Carmen de Chucurí, in direkter Nachbarschaft des weitgehend von tropischem Regen- und Nebelwald bedeckten Nationalparks "Serrania de los Yariguíes". Dort entspringen mehrere Flüsse, die die Region mit Trinkwasser versorgen. El Carmen de Chucurí und das benachbarte San Vicente de Chucurí sind ein wichtiges Anbaugebiet von Kakao, Avocados und Zitrusfrüchten. Der Großteil der Bevölkerung sind Kleinbauern.

Die Umweltschützer befürchten, dass die Kohlemine das Ökosystem der Region und die ökonomischen Grundlagen der bäuerlichen Landbevölkerung bedroht. Die Aktivisten beklagen diverse Unstimmigkeiten in der Genehmigung der Mine. Kolumbiens Umweltministerin Susana Muhamad hat sich dieser Kritik angeschlossen und angekündigt, die Genehmigung anzufechten. Der Betreiber habe nicht umfassend dargelegt, wie sich der Betrieb der Mine auf die Bevölkerung, die Umwelt und die Wasserreserven der Region auswirken würde. Auch der Gouverneur von Santander Mauricio Aguilar hat den Rückzug der Genehmigung gefordert.

In einer Pressemitteilung forderte Corporación Compromiso die nationalen und regionalen Behörden Kolumbiens auf, das Leben und die Unversehrtheit der von der Todesdrohung betroffenen Umweltschützer zu garantieren, die Verantwortlichen zu ermitteln und die geeigneten Maßnahmen zu ergreifen. Außerdem bat die Organisation um internationale Unterstützung für den sozialen Protest in der Region.

Kolumbien ist nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Global Witness für Umweltschützer nach Mexiko das zweitgefährlichste Land der Welt. 2021 wurden dort 33 Umweltaktivisten ermordet.

Die Kohleimporte aus Kolumbien sind seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine massiv angestiegen. Die deutschen Stromunternehmen haben einen großen Teil ihrer Importe aus Russland, vor dem Krieg Deutschlands wichtigster Kohlelieferant, mit kolumbianischer Kohle ersetzt. Das ZDF berichtet unter Berufung auf das Statistische Bundesamt, dass sich die deutschen Steinkohle-Importe aus Kolumbien von Januar bis September 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum mehr als verzweieinhalbfacht haben.

Die Kohle stammt in der Regel aus der seit Jahren wegen Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzung umstrittenen Cerrejon-Mine im Nordosten Kolumbiens. Die Mine gehört zum Schweizer Bergbau-Konzern Glencore.