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Venezuela und Iran werden einen riesigen Ölkomplex modernisieren

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Venezuelas Präsident Maduro und Irans Außenminister Hossein Amir-Abdollahian
Venezuelas Präsident Maduro und Irans Außenminister Hossein Amir-Abdollahian

Caracas. Venezuela und der Iran werden den größten Raffineriekomplex des südamerikanischen Landes sanieren und damit einen Weg zur Beendigung der Abhängigkeit von US-Technologie eröffnen.

Die Nachricht über den Plan zur Modernisierung des Raffineriekomplexes in Paraguaná folgte auf einen Besuch des iranischen Außenministers Hossein Amir-Abdollahian, bei dem er mit dem venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro, Vizepräsidentin Delcy Rodriguez und Ölminister Tareck El Aissami zusammentraf.

"Ich bin zuversichtlich, dass sich unsere Beziehungen im Hinblick auf den technologischen, industriellen, wissenschaftlichen und kulturellen Austausch, der beiden Völkern zugutekommt, weiter verstärken werden", schrieb Maduro nach dem Treffen auf seinem Twitter-Account.

Venezuela und der Iran unterhalten enge politische, wirtschaftliche und diplomatische Beziehungen, die durch die zunehmende Einmischung Washingtons und die Verhängung von Sanktionen gegen beide Länder noch verstärkt wurden.

Ein 100-Tage-Plan zur Sanierung des Raffineriekomplexes Paraguaná, über den zuerst Reuters berichtete, sieht vor, dass die staatlichen Unternehmen Petróleos de Venezuela (PDVSA) und National Iranian Oil Refining and Distribution Company (NIORDC) zusammenarbeiten, um die Kraftstoffproduktion dort zu steigern.

Paraguaná im Westen des Staates Falcón ist der größte Raffineriekomplex in der Hemisphäre. Er ist in zwei Hauptraffinerien, Amuay und Cardón, unterteilt, die eine Kapazität von 645.000 bzw. 310.000 Barrel Rohöl pro Tag (bpd) haben.

Nach dem Absturz der Ölpreise und einer jahrelangen Blockade ist die Ölproduktion Venezuelas seit dem früheren Höchststand von zwei Millionen bpd im Jahr 2017 drastisch gesunken. Die Regierung war nicht in der Lage, ihr Produktionsziel von 1,5 bis zwei Millionen bpd zu erreichen.

Die US-Blockade der venezolanischen Ölindustrie hat das Land von den globalen Energie- und Finanzmärkten ausgeschlossen und es daran gehindert, Verdünnungsmittel und wichtige Teile für Reparaturarbeiten an der vom Westen entworfenen Ölinfrastruktur des Landes zu beschaffen. In den letzten Jahren kam es zu kritischen Engpässen bei Benzin und Diesel.

Die US-Blockade erschwert die Durchführung von Wartungs- und Infrastrukturarbeiten durch PDVSA zusätzlich, da Unternehmen es aus Angst vor den strengen US-Sanktionen vermeiden, Geschäfte mit Venezuela zu tätigen, obwohl sie nicht unbedingt gegen einseitige Zwangsmaßnahmen verstoßen.

Das Fachwissen von NIORDC soll PDVSA dabei helfen, sich von der Abhängigkeit von US-amerikanischer Raffinerietechnologie zu lösen und das staatliche Ölunternehmen bei der Erreichung seiner Ziele besser zu positionieren.

Um die Blockade zu umgehen, hat PDVSA auf zwischengeschaltete Händler und Schiff-zu-Schiff-Transfers zurückgegriffen, um sein Rohöl auf dem asiatischen Markt zu platzieren. Die Hürden zur Umgehung der US-Sanktionen hatten jedoch große Preisnachlässe und Zahlungsprobleme zur Folge. Dies führte schließlich dazu, dass PDVSA laut Medienberichten die Ölverkaufsverträge vorübergehend aussetzte, da die Produktion des Landes stagnierte und die Exporte zurückgingen.

Die Regierung Maduro hat den Iran um Hilfe gebeten, um die Ölindustrie, insbesondere den Raffineriesektor, wieder anzukurbeln. Seit 2020 hat Teheran Venezuela bei der Deckung seines Treibstoffbedarfs geholfen, indem es mehrere Ladungen Benzin sowie Verdünnungsmittel, Ausrüstung, Materialien und Techniker zur Wiederaufnahme des Betriebs geschickt hat. Im Juni letzten Jahres unterzeichneten Maduro und sein iranischer Amtskollege Ibrahim Raisi ein 20-Jahres-Abkommen zur Ausweitung der Zusammenarbeit, das auch Reparaturarbeiten in den Raffinerien des Landes vorsieht.

Amir-Abdollahians Besuch in Caracas fand im Rahmen einer kurzen Reise durch die Region statt, bei der er auch hochrangige Regierungsvertreter in Kuba und Nicaragua traf.

Während seines Besuchs bei seinem kubanischen Amtskollegen kritisierte Amir-Abdollahian die einseitigen Zwangsmaßnahmen der USA, denen Kuba seit Jahrzehnten ausgesetzt ist.

"Der Ansatz der USA, anderen Ländern einseitige Sanktionen aufzuerlegen und sie zu drangsalieren, wird mit Sicherheit scheitern", sagte Amir-Abdollahian.