Handelsabkommen zwischen China und Nicaragua in Kraft

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Iván Acosta, Nicaraguas Minister für Finanzen und öffentliches Kreditwesen
Iván Acosta, Nicaraguas Minister für Finanzen und öffentliches Kreditwesen

Managua. Nicaraguas Minister für Finanzen und öffentliches Kreditwesen, Iván Acosta, hat das Inkrafttreten eines mit China unterzeichneten Abkommens über zollfreie Ein- und Ausfuhren bekannt gegeben.

Das sogenannte Erste-Ernte-Abkommen war bereits am 12. Juli 2022 unterzeichnet worden. Es gilt als Vorstufe für ein künftiges Freihandelsabkommen zwischen beiden Ländern und wurde nach der Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen als erster Schritt der Zusammenarbeit angekündigt.

Die Regierung von Präsident Daniel Ortega hatte im Dezember 2021 die diplomatischen Beziehungen zur Republik China (Taiwan) abgebrochen und erneut Beziehungen mit der Volksrepublik China aufgenommen (amerika21 berichtete).

Das Abkommen, das seit dem 1. Mai in Kraft ist, eröffne den Produzenten in Nicaragua eine enorme Chance, da sie den Zugang zu einem Markt mit mehr als 1,4 Milliarden Verbrauchern erhalten: "Es ist der Markt, der in den letzten 40 Jahren am schnellsten gewachsen ist und den wir mit unseren Produkten erreichen können", erklärte Acosta. Das Hauptziel bestehe darin, die Erzeuger zu fördern, um ihre Effizienz zu verbessern und die Produktionskosten zu senken. "Wir wollen Bedingungen schaffen, die die Optimierung von Wasser und Energie gewährleisten, die Kosten senken und den Familien mehr Gewinn bringen", sagte er.

Das Abkommen umfasst nach Angaben des Ministers auch Produkte wie Rindfleisch und Meeresfrüchte. Der Markt Chinas sei auch offen für Gemüse, rote Bohnen, rohe Erdnüsse, Rum, Textilbekleidung und anderes, erklärte er weiter. Im Gegenzug ist der nicaraguanische Markt offen für zahlreiche Produkte aus China wie Insektizide, Kunststoffe und Rohstoffe für Textilien und Spielzeug.

Die direkte Unterstützung der Bauern ist ein Ansatz, um problematische Erfahrungen aus früheren Jahren nicht zu wiederholen. Im Rahmen der Bolivarischen Allianz für die Völker unseres Amerika (Alba) sollte der Handel zwischen den daran beteiligten Ländern gefördert werden. Die 2008 gegründete Handelsorganisation Alba Alimentos de Nicaragua, ein Joint Venture mit Venezuela, konnte die Erwartungen aber nur kurzzeitig erfüllen. Mit dem Verfall der Ölpreise ab 2014 und später den Folgen der US-Sanktionen gegen Venezuela sanken die nicaraguanischen Exporte wieder deutlich.

Viele der kleinen Produzenten in Nicaragua reagieren daher auf Handelsschwenks eher vorsichtig. Auch die geförderten Reis-Produzenten, die inzwischen fast 80 Prozent des nationalen Bedarfs decken, sehen wegen der gleichzeitig auslaufenden Schutzzölle im Freihandelsabkommen von USA und Kanada mit Zentralamerika und der Dominikanischen Republik (DR-CAFTA) durch den zusätzlichen Handel mit China eher Probleme auf sich zukommen.

Aktuell geht noch knapp die Hälfte der Exporte Nicaraguas in die USA.

Für die Regierung Nicaraguas ist das Erste-Ernte-Abkommen mit China und die Arbeit an einem langfristigen Freihandelsabkommen eine logische Konsequenz aus den immer wieder in den USA diskutierten Plänen und Drohungen, das Land aus politischen Gründen aus DR-Cafta auszuschließen.

Die Industriestruktur Nicaraguas ist immer noch von Primärrohstoffen oder einfacher Verarbeitung geprägt. Die wichtigsten Industriezweige sind Textilien und die Landwirtschaft. Nach offiziellen Angaben machen die Agrarexporte aktuell 43,3 Prozent der Ausfuhren aus.

Schon 2022 hatte das chinesisch-lateinamerikanische Entwicklungsunternehmen Skyrizon S.A. angeboten, alle Rindfleisch- und Kaffeeexporte Nicaraguas zu kaufen. Der Handel zwischen den beiden Länder ist seit der Aufnahme der Beziehungen stark gewachsen: 2022 belief er sich auf insgesamt 759 Millionen Dollar, die Einfuhren Chinas aus Nicaragua stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 43,7 Prozent. Bei den Verhandlungen über ein umfassendes Freihandelsabkommen sollen etwa 90 Prozent der in Nicaragua hergestellten Produkte enthalten sein.

Nicaragua erhielt von der Volksrepublik China vergangene Woche auch 1.332 Tonnen Weizen und 2.250 Tonnen Stickstoffdünger als humanitäre Hilfe. Der Dünger soll verwendet werden, um die Produktion von Lebensmitteln für den nicaraguanischen Markt weiter zu verbessern. Aktuell erreicht das Land schon eine Selbstversorgung von 90 Prozent.