Mexiko: Angehörige der Opfer von Verschwindenlassen fordern Sicherheit

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Teresa Magueyal Ramirez, ermordet am 2.Mai 2023 in Bundesstaat Guanajuato
Teresa Magueyal Ramirez, ermordet am 2.Mai 2023 in Bundesstaat Guanajuato

Mexiko-Stadt. Angehörige der Opfer von gewaltsamem Verschwindenlassen haben vor dem Nationalpalast in Mexiko-Stadt gegen die unzureichende Sicherheit bei ihrer Suche nach Familienmitgliedern protestiert. Anlass war der Mord an Teresa Magueyal Ramírez am 2. Mai. Sie war mit ihrem Fahrrad in ihrem Dorf San Miguel Octopan, Bundesstaat Guanajuato, unterwegs, als zwei Männer von einem Motorrad aus mehrmals auf sie schossen. Magueyal verstarb noch am Tatort.

Sie war die Mutter von Luis Apaceo Magueyal, der am 6. April 2020 in dem gleichen Dorf verschwand. Seitdem suchte sie ihn. 

Das Kollektiv "Ein Versprechen, das es zu halten gilt" (Una promesa por cumplir), in dem Magueyal Mitglied war, verurteilte den Mord in einem Kommuniqué scharf. Der Bundessaat Guanajuato sei der gefährlichste Ort für Angehörige, die selbst nach ihren Verschwundenen suchen: "In den letzten drei Jahren sind in diesem Bundessaat mindestens fünf Familienmitglieder ermordet worden, als sie ihre verschwundenen Liebsten suchten", heißt es darin. Weiterhin kritisiert das Kollektiv die Untätigkeit der zuständigen Behörden bei der Suche den Opfern.

Zudem verlangt es eine schnelle und gründliche Ermittlung an dem Mord an Teresa Magueyal. Es werden Sicherheitsmechanismen für die Magueyal-Familie und für die Mitglieder des Kollektivs gefordert. Der Staat solle eine umfassende Wiedergutmachung für die Betroffenen bereitstellen sowie Garantien, dass sich so etwas nicht wiederholen wird.

Während der Proteste in Mexiko-Stadt haben die Mütter ähnliche Forderungen formuliert. Bei der Suche nach ihren Verschwundenen werden sie oft von der organisierten Kriminalität aber auch von Militärs sowie von lokalen und Bundespolizisten bedroht: "Wir suchenden Mütter leben in Angst, aber was sollen wir dann machen?", beklagt Verónica Apodaca Morales. Sie sucht seit 2016 ihren Sohn Bryan Quintero, der in Mexiko-Stadt verschwand.

Reyna Martínez, Mutter von Brando Pérez, der seit 2021 im Bundesstaat Estado de México verschwunden ist, beschreibt die Lage: "Die Suche nach unseren Kindern ist etwas sehr Trauriges und Erschöpfendes. Auf dem Weg dorthin muss man sich mit vielen Dinge auseinandersetzen, von mangelnder Unterstützung bis hin zu Erpressung".

Es sind vor allem Frauen, die sich vernetzen, selbst organisieren und sich auf die Suche nach ihren Angehörigen machen. Aufgrund übermäßiger Bürokratie, Nachlässigkeit und Untätigkeit der Behörden und der Regierung sehen sie sich gezwungen, diese Aufgabe selbst zu übernehmen.

Der Regionale Verband für Suchaktionen im Tiefland (Unión Regional de Búsqueda del Bajío), der bei den Protesten in der Hauptstadt dabei war, fordert von der Regierung von Andrés Manuel López Obrador die Gründung einer Sonderkommission, bei der die Angehörigen der Opfer von Verschwindenlassen ohne Angst vor Repressalien Anzeige gegen diese Verbrechen einreichen können.

Der Verband berichtet von 21 ermordeten Personen von 2020 bis heute, die ihre verschwundenen Familienangehörige gesucht haben. Diese Verbrechen sowie das Verschwindenlassen bleiben meistens ungeklärt.

Das Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte in Mexiko verurteilte den Mord an Teresa Magueyal ebenfalls aufs Schärfste.

Nach offiziellen Angaben gibt es in ganz Mexiko mehr als 100.000 Verschwundene.