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Kuba: Marsch gegen Homophobie in Havanna

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"Sozialismus Ja, Homophobie Nein"
"Sozialismus Ja, Homophobie Nein"

Havanna. Hunderte Menschen sind am Samstag in Havanna gegen Homophobie und Transphobie auf die Straße gegangen. Unter dem Motto "Für alle Familien: Die Liebe ist Gesetz" feierte der traditionelle Marsch des Sexualaufklärungsinstituts Cenesex zu Conga-Rhythmen die Verabschiedung des neuen Familiengesetzes im vergangenen September. Teilnehmende trugen Schilder wie "Ich bin LGBT+ und Christ" und riefen Parolen wie "Sozialismus Ja, Homophobie Nein".

Angeführt wurde die bunte Demonstration von Cenesex-Leiterin Mariela Castro, der Tochter des ehemaligen Präsidenten Raúl Castro, die sich seit Jahrzehnten für die Rechte von sexuellen Minderheiten in Kuba einsetzt. "Es ist die Conga des Stolzes. Wir Kubaner stehen sehr auf Party, Conga und Spaß – auf diese Weise verleihen wir unserer Vielfalt Ausdruck", sagte die Co-Organisatorin Diana Pena.

66,8 Prozent der Wahlberechtigten votierten letzten Herbst für die Annahme eines neuen Familiengesetzes (Código de las familias), mit dem die "Ehe für alle", das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare und Leihmutterschaften eingeführt wurden. Darüber hinaus sind im neuen "Código" die Schutzmechanismen gegen häusliche Gewalt sowie die Rechte von Kindern, älteren und beeinträchtigten Personen erweitert worden. Die Insel verfügt seither über eine der weltweit fortschrittlichsten Gesetzgebungen in dem Bereich. Der Entwurf stieß auf starken Widerstand von Kirchen und evangelikalen Gruppen.

In den sechs Monaten seit Inkrafttreten des neuen Familiengesetzes wurden laut Angaben von Cenesex 745 gleichgeschlechtliche Ehen geschlossen, davon 462 zwischen Männern und 283 zwischen Frauen.

Homosexualität war im sozialistischen Kuba lange Zeit ein Tabuthema. In den 1960er Jahren wurden sexuelle Minderheiten stigmatisiert, Schwule und Lesben sollten durch körperliche Arbeit von ihrer Neigung "kuriert" werden. In den 1980er Jahren änderte sich dies.

Seit 2008 werden Operationen zur Geschlechtsangleichung für Transpersonen in Kuba kostenlos durchgeführt. Der verstorbene Revolutionsführer Fidel Castro entschuldigte sich im Jahr 2010 öffentlich für den früheren Umgang mit LGBT-Personen und bezeichnete ihn als "große Ungerechtigkeit".

Mit dem neuen Familiengesetz seien "die historischen Schulden" des revolutionären Prozesses mit der LGBT-Community beglichen worden, äußerte Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel nach dessen Verabschiedung im vergangenen Jahr.