Havanna. Die kubanische Zentralbank hat neue Maßnahmen angekündigt, um die Nutzung elektronischer Zahlungswege "zwischen allen Akteuren der Wirtschaft und der Bevölkerung" zu fördern. Damit sollen zweieinhalb Jahre nach dem Start der Währungsreform die Finanzbeziehungen in der kubanischen Wirtschaft neu geordnet werden. "Wir beschleunigen einen Prozess, der internationalen Standards entspricht, elektronische Zahlungen gehören in jedem Land zum Alltag der Bürger", erklärte der Vizepräsident der Banco Central de Cuba (BCC), Alberto Quiñones Betancourt.
So müssen Unternehmen ihren Zahlungsverkehr künftig "mit Hilfe von Kreditinstrumenten und anderen geltenden Zahlungsmitteln außer Bargeld abwickeln, wobei nach Möglichkeit vorrangig elektronische Mittel und Kanäle zu nutzen sind", heißt es in der Ankündigung der Zentralbank. Darüber hinaus sollen Voraussetzungen geschaffen werden, um Bezahl-Apps wie "EnZona" und "Transfermóvil", die auf Kuba bereits über vier Millionen Nutzer zählen, schrittweise in allen Geschäften einzusetzen. Dies schließt auch erstmals den Privatsektor ein. Um Anreize für die Umstellung zu setzen, wird ein Rabatt von mindestens zwei Prozent bei App-Zahlungen gewährt, der von den Banken erstattet wird.
Geldautomaten sollen in Zukunft vor allem durch die Bevölkerung genutzt werden um Gehälter und Renten abzuheben, nicht mehr um größere Summen für gewerbliche Transaktionen bereitzustellen. Private Unternehmen und Selbstständige können jedoch weiterhin Bargeld über Bankfilialen beziehen.
Trotz der Verbesserung elektronischer Zahlungsmöglichkeiten haben Bargeldtransaktionen in Kuba "aufgrund der Inflation und anderer Faktoren" in den letzten Jahren zugenommen, erklärte die BCC. Gleichzeitig leide das Netz der Geldautomaten an einem Mangel an Ersatzteilen, weshalb "die wachsende Nachfrage der Bevölkerung nach Bargeld nicht befriedigt werden kann". In den vergangenen Wochen mehrten sich Berichte aus verschiedenen Gemeinden, deren Geldautomaten kaum mehr bestückt werden konnten, insbesondere große Scheine wurden zunehmend knapp.
Die "Bankarisierung" der Zahlungsströme war mit Blick auf die Bekämpfung von Korruption, Geldwäsche und Steuerhinterziehung schon länger angedacht, wurde jedoch im Zuge der Entstehung einer neuen Wechselkursdualität mit der Währungsreform 2021 ausgebremst: Die meisten Privatbetriebe sind aufgrund des Devisenmangels der Banken auf den Schwarzmarkttausch angewiesen, um ihre Einkäufe in Fremdwährung zu bewerkstelligen. Auch der im August 2022 eingeführte Wechselkurs von 120:1 kann de facto nicht bedient werden.
Als erster Schritt wurde am Dienstag angekündigt, die Annahme von Bargeld an den landesweit rund 1.000 Tankstellen bis zum 31. Oktober einzustellen. Diesen Monat beginnt darüber hinaus ein Pilotprogramm, in dessen Rahmen der Stromanbieter UNE in mehreren Stadtteilen Havannas vollständig auf bargeldlose Zahlung umstellt. Damit soll sich die Verfügbarkeit von Bargeld für Privatpersonen wieder verbessern, der informelle Wechselkurs des Pesos durch die Abschöpfung der in Zirkulation befindlichen Geldmenge stabilisieren und mehr fiskalische Transparenz bei den Zahlungsströmen hergestellt werden.
Die Maßnahmen sind Teil eines "makroökonomischen Stabilisierungsprogramms", das Wirtschaftsminister Alejandro Gil auf der letzten Sitzung der kubanischen Nationalversammlung Ende Juli ankündigte. Sie sollen "schrittweise" bis Februar 2024 umgesetzt werden. Ab diesem Zeitpunkt dürfen Gehälter und größere Geschäftstransaktionen nur noch über Bankwege abgewickelt werden.