Ecuador / Politik

Ecuador geht in die Stichwahl, Linkskandidatin liegt rund zehn Prozentpunkte vorn

Luisa González von der Bürgerrevolution zieht als erste Frau in die Stichwahl um das Präsidialamt ein. Gegenkandidat ist Bananenunternehmer Daniel Noboa

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Luisa González, die Kandidatin der Bürgerrevolution, bei der Wahl am Sonntag
Luisa González, die Kandidatin der Bürgerrevolution, bei der Wahl am Sonntag

Quito. In Ecuador wird das neue Staatsoberhaupt am 15. Oktober in einer Stichwahl gewählt. Antreten werden die Linkspolitikerin Luisa González und der rechtsgerichtete Großunternehmer Daniel Noboa. Dies teilte der Nationale Wahlrat (CNE) mit.

Nach Auszählung von 80 Prozent der Stimmen kam González, die Kandidatin der von Ex-Präsident Rafael Correa geführten Revolución Ciudadana (Bürgerrevolution), auf 33 Prozent, Noboa von der rechtskonservativen Partei Acción Democrática Nacional auf 24 Prozent. Für einen Sieg im ersten Wahlgang wären 50 Prozent der Stimmen notwendig gewesen, oder 40 Prozent, wenn ein Vorsprung von mindestens zehn Prozent erreicht worden wäre.

González erklärte nach der Wahl bei einer Veranstaltung mit ihren Unterstützern, dies sei ein "Sieg für die Bürgerschaft, die trotz allem zur Wahl gegangen ist und die Bürgerrevolution gewählt hat" und ein Sieg vor allem für die Frauen des Landes, denn zum ersten Mal habe eine weibliche Kandidatin bei Präsidentschaftswahlen die Mehrheit der Stimmen erreicht.

Mehr als 13 Millionen Wahlberechtigte waren aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. In Ecuador herrscht Wahlpflicht für Personen zwischen 18 und 64 Jahren.

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Mit schusssicherer Weste: Bananenunternehmer Noboa bei der Abstimmung
Mit schusssicherer Weste: Bananenunternehmer Noboa bei der Abstimmung

Die außerplanmäßige Wahl war notwendig geworden, nachdem Präsident Guillermo Lasso das Parlament aufgelöst und Neuwahlen für das Präsidentenamt und alle 137 Sitze der Nationalversammlung ausgerufen hatte, um einem laufenden Amtsenthebungsverfahren zu entgehen.

Nach der Ermordung des Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio zehn Tage vor der Wahl fand diese unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Lasso hatte als Reaktion auf das Attentat landesweit den Ausnahmezustand ausgerufen. Mehr als 100.000 Soldaten und Polizisten waren zum Schutz der Wahllokale im Einsatz.

Trotz der verschärften Sicherheitslage zeigte sich der Nationale Wahlrat zufrieden mit dem Ablauf der Stimmabgaben. Bis 15 Uhr hatten bereits mehr als 60 Prozent aller Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben, teilte die Behörde auf dem Twitter-Nachfolger X mit. Das entspricht in etwa den Zahlen der Präsidentschaftswahlen 2021.

Die Wahlen seien ohne größere Zwischenfälle vonstatten gegangen, so die Behörde. Auch Innenminister Juan Zapata zeigte sich zufrieden. In einer Stellungnahme zwei Stunden vor Schließung der Wahllokale äußerte er, dass alle Kandidaten ohne Zwischenfälle gewählt hätten und die Einsätze der Polizei wie geplant durchgeführt worden seien. Die Kandidaten hatten unter starkem Geleitschutz durch Polizei und Militär und in schusssicheren Westen ihre Stimmen abgegeben.

Probleme gab es indes bei der Stimmenabgabe von Ecuadorianern im Ausland. Diese war erstmalig nur online möglich. Bis zum Wahltag um 08:44 Uhr konnten sich Exil-Ecuadorianer für die Wahlteilnahme registrieren. Beim tatsächlichen Versuch der Stimmenabgabe kam es vielfach zu Schwierigkeiten. In sozialen Netzwerken häufen sich die Berichte über Abstürze bzw. fehlende Erreichbarkeit des Abstimmungsportals.

Der CNE bestätigte die Probleme, diese würden jedoch gelöst werden: "Wir garantieren, dass diese Unannehmlichkeiten überwunden werden, und wir garantieren, dass am Ende des Tages alle Ecuadorianer in der Lage sein werden, ihr Wahlrecht auszuüben“, so die Vorsitzende des Wahlrates, Diana Atamaint. Gleichzeitig wies die Behörde Berichte zurück, nach denen die Online-Wahl gehackt worden sei. Das System verfüge "über mehrere Sicherheitsstufen, die seine Unverletzlichkeit garantieren", so der CNE.